Belastendes teilen, sich gemeinsam über Schönes freuen: Das ist möglich, wenn Paare im selben Unternehmen tätig sind. Was sind die Vor- und Nachteile, wenn man zusammen arbeitet, sich also nicht nur das Berufs-, sondern auch das Privatleben teilt?
Der KURIER hat bei drei oberösterreichischen Paaren im Gesundheitswesen nachgefragt, ob sie sich im beruflichen Kontext kennengelernt haben und wie sie jetzt das Zusammenleben und -arbeiten gestalten:
Elisabeth & Markus Hirsch, Klinikum Freistadt:
Auf dem Krankenpflegeball funkte es zwischen Elisabeth und Markus Hirsch. Dabei war er 2009 nur Besucher, sie absolvierte tatsächlich die Krankenpflegeschule: "Markus hatte damals noch gar nichts mit der Pflege zu tun", erzählt Elisabeth Hirsch. Das ist mittlerweile ganz anders. Die beiden arbeiten sogar regelmäßig im OP zusammen: Der 43-Jährige als OP-Instrumentar, der der operierenden Person die Instrumentaria reicht und allgemein beim Eingriff assistiert. Die 37-Jährige als Anästhesie-Pflegekraft.
Markus Hirsch hat als Quereinsteiger die Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger absolviert, "vermutlich auch, weil er über meine Arbeit Einblicke in die Tätigkeit bekommen hat", sagt seine Frau. Sie habe ihn auch in der Entscheidung bestärkt.
Nun arbeitet das Paar im selben Umfeld, mit den selben Kollegen und "wir bekommen natürlich auch dieselben Notfälle mit. Da ist schon sehr gut, einen Partner zu haben, mit dem man Belastendes teilen kann." Wobei sie daheim schon versuchen würden, nicht ständig über die Arbeit zu reden: "Wir haben eine Tochter und wir haben auch viele andere Gesprächsthemen."
Im beruflichen Kontext ist beiden Kollegialität und Professionalität wichtig: "Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu zu uns kommen, bekommen sie gar nicht mit, dass wir ein Paar sind. Wir wahren in der Arbeit natürlich Distanz."
Magdalena & Nico Stroh-Holly,
Kepleruniklinikum Linz und Neuromed Campus Linz:
Gekannt haben sich die beiden schon davor, die Liebe hat dann in Wien zugeschlagen: "Da haben wir uns wieder getroffen", erzählt Magdalena Stroh-Holly. Nach Abschluss der Studien hat es das Paar dann zurück nach Oberösterreich gezogen. Seit acht Jahren sind die Juristin und der Chirurg ein Paar, vor einem halben Jahr wurde geheiratet.
"Im Alltag laufen wir uns gar nicht über den Weg", so die 29-Jährige. Vermutlich auch, weil die beiden an zwei verschiedenen Standorten des Keplerklinikums tätig sind: Magdalena Stroh-Holly arbeitet im Haupthaus als Leiterin der Personalabteilung, Nico Stroh-Holly ist am Neuromed Campus etwas außerhalb des Linzer Stadtzentrums als Neurochirurg tätig.
Damit sich die zwei im beruflichen Kontext treffen, braucht es schon Veranstaltungen und Events, wie etwa Mitarbeitendenfeste. "Belastendes besprechen wir natürlich zu Hause, dabei ist uns trotzdem beiden bewusst und wichtig, nichts Vertrauliches aus unseren Positionen zu erzählen." Im Näheren Umfeld sei natürlich schnell klar gewesen, dass "wir ein Paar sind, auch aufgrund des gemeinsamen Nachnamens", sagt die Juristin. Abgesehen davon erwähnen sie aber ihren Beziehungsstatus nicht proaktiv.
Sandra & Wolfgang Hörmann, Klinikum Freistadt:
Es hat am Arbeitsplatz gefunkt: Sandra und Wolfgang Hörmann sind sich beruflich immer wieder mal im Spital über den Weg gelaufen und dann hat eine befreundete Ärztin vermittelt und gekuppelt. Mittlerweile ist das Paar seit vielen Jahren gemeinsam unterwegs und hat vier Kinder.
"Im Klinikalltag laufen wir uns so gut wie gar nie über den Weg", verraten die beiden im KURIER-Gespräch. Wie weit der Beruf auch das Private beeinflusst, erklärt Sandra Hörmann so: "Es braucht sehr viel Liebe für den Beruf und für den Partner." Ihr Mann sei immer sehr viel im Klinikum gewesen, sie habe den Haushalt und die Kinder oft alleine geschaukelt.
"Ja, da hatte und hat meine Frau immer sehr viel Verständnis und war sehr tolerant mit meinen Arbeitszeiten", bestätigt der 56-Jährige Mediziner: "Eine andere Partnerin, die das nicht nachvollziehen kann, hätte sich schon lange scheiden lassen." Sandra Hörmann arbeitet als Koordinatorin in der Endoskopie des Klinikums Freistadt, ihr Mann ist derzeit interimistischer Leiter der Radiologie, ab 1. März wird das Primariat übernehmen.
"Wir haben in der Familie immer versucht, die Abwesenheiten nicht zum Problem zu machen. Das ist uns gut gelungen", schließt die 52-Jährige, und: "Mit Liebe und guter Kommunikation ist sehr viel möglich."
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