Studie aus OÖ zeigt: Integration funktioniert prinzipiell - mit Abstrichen

Lehrerin an der Tafel
Arbeit als häufigster Kontaktpunkt; Aufholbedarf sehen Befragte beim Erlernen der Sprache und der Arbeitsbereitschaft.

Zusammenfassung

  • Integration in OÖ erfolgt meist durch Arbeit, aber Sprachkenntnisse und Arbeitsbereitschaft brauchen Verbesserung.
  • Eine Studie zeigt, dass 87 % Integration wichtig finden und der Rechtsstaat für 93 % der Befragten ohne Migrationshintergrund über Religion steht.
  • 70 % der Menschen mit Migrationshintergrund sind integriert, jedoch bleibt ein Teil in prekären Lagen oder im sozialen Abseits.

Sprache, Ausbildung, Respekt, Integrationsbereitschaft: Eine aktuelle Studie des IMAS Forschungsinstituts im Auftrag des Landes OÖ gibt Einblicke in jenes heikle Thema, das die Wogen nur allzu oft hochgehen lässt.

"Integration und Zuwanderung" nennt sich die Untersuchung. Sie schlüsselt auf, woran Herr und Frau Österreicher ein gelingendes Zusammenleben festmachen, untersucht aber genauso die Einstellungen von Menschen mit Migrationshintergrund. 

Die Ergebnisse sind Basis für eine neue, oberösterreichische Hausordnung - eine Wertesammlung -, die im Herbst fertig sein soll.

Das Projekt steht unter der Leitung von Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngor. Vertreter verschiedener migrantischer Communitys beteiligen sich ebenso an dem Schlüsselwerk wie Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben.

Leitbild für ein friedliches Zusammenleben

"Je vielfältiger eine Gesellschaft ist, desto eher braucht sie eine gemeinsame Klammer", spielt Integrationslandesrat Christian Dörfel, ÖVP, auf Menschen aus 190 Ländern in Oberösterreich an. Es gehe um gemeinsame Grundwerte, ein Leitbild, einen Rahmen für das friedliche Zusammenleben.

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Experte Güngor, Landesrat Dörfel, Meinungsforscher Eiselsberg (v. li.)

"Die Hausordnung wird greifbar, lebbar, alltagsnah und prägnant sein", verspricht der Politiker. Und: Sie richte sich nicht nur an Menschen, die nach Oberösterreich zugewandert seien, sondern "sie ist auch für manche Eingeborene nicht schlecht, sich da wieder einzunorden."

4 wichtige Erkenntnisse

Die interessantesten Ergebnisse der aktuellen Integrationsstudie im Überblick:

  • Den häufigsten Kontakt zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und der heimischen Bevölkerung gibt es am Arbeitsplatz. Gleichzeitig ist der Arbeitsmarkt auch jener Bereich, bei dem - abgesehen von Sprache und Kommunikation - am öftesten negative Aspekte genannt werden.
  • 87 Prozent der Befragten bewerten das Funktionieren von Integration als sehr wichtig oder wichtig.
  • Dreiviertel geben an, dass es in OÖ grundlegende Regeln des Zusammenlebens für alle Menschen geben soll.
  • Bei der Frage, ob der Rechtsstaat für alle wichtig ist und über jeder Religion steht, stimmten 93 % der Befragten ohne Migrationshintergrund voll und ganz bzw. eher zu, bei jenen mit Migrationshintergrund waren es 82 Prozent.

"Wir achten zu oft auf die Differenzen und sehen zu wenig die Gemeinsamkeiten, die es bereits gibt", interpretiert Soziologe Kenan Güngor die Ergebnisse der Studie. Diese belege empirisch, dass die Gräben keine breiten seien.

"70 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund sind längst integriert, 20 Prozent sind in prekären Lagen, etwa aufgrund von Flucht, aber integrationswillig. Und dann gibt es rund 10 Prozent, die im sozialen Abseits und ein Problem für die Gesellschaft und sich selbst sind."

Die gelte es zu erreichen - ab Herbst dann auch und verstärkt mit der neuen Hausordnung.

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