Begrüßung, Pünktlichkeit, Lärm: Was Asylwerbende in OÖ lernen müssen

Fünf Module zu je 90 Minuten: Grundregelkurse in OÖ
- Trennen Sie Ihren Müll und werfen Sie ihn in die richtigen Container.
- Seien Sie pünktlich, vor allem bei Terminen in Ämtern.
- Sprechen Sie leise in öffentlichen Verkehrsmitteln und in öffentlichen Gebäuden.
- Grüßen Sie freundlich.
Das und noch viel mehr sollen jene rund 3.000 Menschen, die derzeit in Oberösterreich auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, künftig lernen. Das Bundesland startet ein Pilotprojekt zu speziellen Grundregelkursen.
Wer soll das Angebot in Anspruch nehmen? Was passiert bei einer Verweigerung und was wird detailliert gelehrt?
Den Grundregelkurs des Bundes gibt es bereits seit dem Vorjahr. Er soll Asylwerbende, die zuerst immer in einem Bundesquartier untergebracht sind, in die Basisregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens einführen. Nicht alle absolvieren ihn, weil sie relativ rasch woanders hin und somit in ein Landesquartier kommen.
"Zeit sinnvoll nutzen"
"Die Menschen sind sowieso da, da nutzen wir die Zeit doch gleich sinnvoll", sagt der oberösterreichische Integrationslandesrat Christian Dörfel, ÖVP, in gewohnt direkter Manier. Dörfel ist für seine harte Linie in Sachen Asyl und Integration bekannt und versteht sich unter anderem auch deshalb bestens mit Integrationsministerin Claudia Plakolm, ebenfalls ÖVP. Die lässt keine Gelegenheit aus, Oberösterreichs Asylpolitik ausufernd zu loben.
Im Gegenzug sichert Landesrat Dörfel "vollste Unterstützung für alle Bemühungen der Bundesregierung diesbezüglich zu: Wir entscheiden, wer zu uns kommt und wer wieder gehen muss."
Regelkurse für alle
In Oberösterreich sollen alle rund 3.000 Personen in der Grundversorgung den Regelkurs absolvieren. Experten gehen davon aus, dass weitere Bundesländer das System zeitnah übernehmen werden.
Rückläufige Zahlen
Die Asylzahlen sind derzeit rückläufig. Im ersten Quartal 2025 wurden in Österreich 4.644 Asylanträge gestellt, was einem Rückgang von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 52 Prozent der Anträge betrafen Kinder.
Bei den Vertiefungskursen in OÖ gibt es fünf Module zu je 90 Minuten. Die Inhalte wurden vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) und der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) ausgearbeitet.
Die Themen sind unter anderem Kultur und Umgangsformen, Rechte und Pflichten, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundfreiheiten, Gleichberechtigung und Antisemitismus-Prävention. "Beim letzten Punkt haben wir ein großes Problem.
Wir merken, dass es seitens der Asylwerber oft eine negative Haltung gegenüber dem Judentum gibt", sagt Franz Wolf, Direktor des ÖIF.

Themen sind unter anderem Demokratie und Gleichberechtigung
In Traun und Marchtrenk ging es bereits los mit den Kursen, bis Ende des Jahres sollen diese auf ganz Oberösterreich ausgerollt sein. "Es geht auch darum, die Entstehung von Parallelgesellschaften zu verhindern. Da muss man sehr früh ansetzen, bei den Kindern und Familien", sagt Trauns Bürgermeister Karl-Heinz Koll. "Ich gehe davon aus, dass dann relativ rasch andere Bundesländer folgen werden", so Integrationsexperte Wolf.
Konsequenzen bei Boykott
Wer die Module nicht besucht, muss mit Konsequenzen rechnen: "Das kann die Kürzung der Grundversorgung oder eine Meldung beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl sein. Mangelnde Kooperationsbereitschaft wirkt sich sicher auf auf das laufende Asylverfahren aus", erklärt Landesrat Dörfel.
Aber warum sind die Kurse so wichtig? "Das sind Menschen aus ganz anderen Kulturen. Sie wissen zum Teil nicht, was eine Ampel ist und dass man bei Rot stehenbleibt." Im Sinne der sozialen Verantwortung müssen man den Asylwerbenden ab Tag 1 erklären, "was geht und was hier nicht geht", so der Politiker. Er legt nach: "Wenn Sie in Afghanistan aufschlagen, sind Sie auch froh, wenn es so einen Regelkurs gibt."
11 Personen wurden bereits für die Abhaltung der Kurse trainiert, weitere Trainerinnen und Trainer folgen. Eine Teilnahme ist unabhängig von der Bleibewahrscheinlichkeit verpflichtend. Möglich sei das Pilotprojekt samt Ausrollung derzeit, weil die Zahl der Asylwerbenden niedrig sei. Landesrat Christian Dörfel erklärt: "Wir können jetzt ein System entwicklen, dass wir später - sollten die Zahlen wieder steigen - nutzen."
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