Parteichef in OÖ gesucht: Parteigranden werden ungeduldig

Michael Linder hat die SPÖ in Oberösterreich mit seinem Rücktritt am 9. November auf dem falschen Fuß erwischt. Der nunmehrige Ex-Parteichef, der am 26. Februar 42 Jahre alt geworden ist, hat den Schritt damit begründet, dass er sich bewusst für die Familie - er ist Vater zweier Söhne (geb. 2014 und 2017) - entschieden habe.
In der Partei hat niemand damit gerechnet. Linder habe zwar fast ein Jahr mit dieser Entscheidung gerungen, eine Nachfolgeregelung war dabei für ihn kein Thema.
So ist der frühere Gesundheitsminister Alois Stöger interimistisch an die Spitze der SPÖ Oberösterreich geraten, obwohl sich seine Politkarriere bereits dem Ende zugeneigt hatte.

Seinen Namen hat Stöger in Wien im Parlament abmontiert. Welchen Namen er in OÖ "montiert", ist noch immer nicht fix
Stöger hat - wie man zuletzt häufig gehört hat - offenbar Freude an der wiedergewonnenen Bedeutung hierzulande gefunden. Er lässt sich mit der Suche nach einem Nachfolger für Lindner als Parteichef und Landesrat Zeit. Und steht auch dazu: "Ein paar Wochen mehr oder weniger spielen da keine Rolle."
Als früherer Minister "für eh alles" kommt ihm die Rolle gelegen, die Weichen für die Zukunft der SPÖ Oberösterreich zu stellen. Daraus macht er keinen Hehl.
Rückhalt beginnt zu bröckeln
Und zumindest anfangs war der Rückhalt für Stöger in der Partei groß. In den Gesprächen habe er Weitsicht gezeigt, seine ruhige und besonnene Art wird dabei auch geschätzt. Auch die Bürgermeisterwahl in Linz dürfte für geschlossene Reihen in der Partei über Linz hinaus gesorgt haben.
Dass zwischendurch sogar er selbst mit dem Posten des Landesrats geliebäugelt und gemeint hat, er würde sich das zutrauen, ist auf wenig Gegenliebe gestoßen. Und dass neuerdings immer wieder Namen an die Öffentlichkeit dringen, aber keine Entscheidung getroffen wird, lässt die Genossen unruhiger werden.
Winkler gilt als Favorit
Zuletzt waren der frühere ÖGB-Landessekretär Stefan Guggenberger und Unternehmer Martin Winkler, der in der Finanzwelt reich geworden ist, als potenzielle Nachfolger genannt worden. Letzterer gilt derzeit als wahrscheinlichster Kandidat.
Winkler zählte sich einst zum reichsten ein Prozent der Österreicher, kann aber auf einen sozialen und sozialdemokratischen Werdegang verweisen. Etwa mit der Plattform respekt.net, über die er vielen guten Projekten zum Durchbruch verholfen hat.
Dreikampf mit SPÖ statt Duell
Nicht zuletzt als einstiger Chef der Linzer Jusos gilt er vielen trotz der Millionen, die er durch den Verkauf seiner Anteile erhalten und in einer Stiftung angelegt hat, als Sozialdemokrat mit dem möglichen Profil, 2027 aus dem Duell zwischen Thomas Stelzer (ÖVP) und seinem Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) einen Dreikampf um den Landeshauptmann zu machen.
Denn das müsse das erklärte Ziel der Sozialdemokratie sein, heißt es. Und mit SPÖ-Landtagspräsident Peter Binder wagt sich auch ein politisches Schwergewicht in Linz und Oberösterreich aus der Deckung.
Jener Peter Binder, der zuletzt kurz vor den Nationalratswahlen gegen das Parteiprogramm von Parteichef Andreas Babler gestimmt und über die Landes- und Parteigrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt hatte.
"Wäre eine gute Wahl"
Winkler soll KURIER-Informationen zufolge bis Ende März gebunden sein. "Wenn Winkler sich dafür entscheidet, Parteichef und Landesrat zu werden, wäre das eine gute Wahl", legt sich Binder fest.
Aber bis Mai will er mit der Entscheidung nicht mehr warten, wie Stöger das gegenüber den OÖN noch im Jänner skizziert hat. Diese solle noch im April getroffen werden, damit "Winkler spätestens im Mai die Funktion des Landesrats übernehmen kann".
Rasche Abwicklung gefordert
Dann solle umgehend die Direktwahl des Parteichefs durch die Parteimitglieder noch vor dem Sommer erfolgen, damit "wir im Herbst, gleich nach den Sommerferien, mit einem Parteitag durchstarten können", kann sich Binder einen straffen Zeitplan vorstellen.
Und über Stöger sagt Binder: "Es ist gut, dass er diese Rolle übernommen hat. Aber ich bin froh, wenn er seinen wohlverdienten Ruhestand antritt, weil die Nachfolge für Lindner gut geregelt ist."
Und als stellvertretender Parteivorsitzender bleibe Stöger der SPÖ weiter erhalten.
Für eine - rasche - Entscheidung hat Stöger als interimistischer Parteichef durchaus positive Rückmeldungen erhalten: Dass er mit Nicole Trudenberger eine junge Frau zur Nachfolgerin von Florian Koppler als Landesparteigeschäftsführerin gemacht hat, als dieser - auch überraschend - nach er Linzer Bürgermeisterwahl seinen Abschied bekannt gegeben hat.
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