Aufträge für Maßanfertigungen sind selten geworden, Kargl aus Aschach an der Steyr macht nun hauptsächlich Umänderungen, Kleidungstücke weiter oder enger und Hosen kürzer. „Das Gewand ist heutzutage so billig, da lassen sich nur noch die wenigsten Menschen etwas maßanfertigen. Nähseide und Knopf sind schon teurer als manches Oberteil.“
Drei Kleider pro Woche
Die Freude an ihrer Arbeit ist ihr in all den Jahrzehnten nicht abhandengekommen. Obwohl es natürlich auch stressige Phasen gab. Etwa damals, als ihr Mann ein Lebensmittelgeschäft im Ort führte und sie vier Söhne großzogen. „Da hab ich mitgeholfen im Geschäft, wenn es nötig war.“
Früher nähte sie drei Kleider pro Woche, heute verlässt die 93-Jährige gegen 15, 16 Uhr ihre kleine, gemütliche Nähstube und genießt den Abend mit Lesen, Spazierengehen und Fernsehen.
Dirndln und Roben
„Ich bin glücklich, dass ich arbeiten kann. Anders wäre es schlimm für mich.“ Abgesehen von der Schneiderei managt Kargl auch ihren Haushalt selbst, „damit bin ich sehr zufrieden.“
Viele Dirndlkleider hat sie während ihrer Berufslaufbahn geschneidert, eine Robe für den Opernball war auch ein Mal dabei – „mein prominentestes Stück.“
Wegen der Gemütlichkeit hat sie selbst meist Hosen und Pullover an. Auf der Straße sticht ihr sofort ins Auge, was Menschen tragen: „Natürlich bemerke ich, ob ein Kleidungsstück qualitativ hochwertig ist. Ich habe einfach sehr viel Erfahrung.“
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