Wirtin, Köchin, Kellnerin: Vom Feinsten in der Kaiserstadt

Kaiser Franz Joseph ist in der Kaiserstadt Bad Ischl im Salzkammergut naturgemäß allgegenwärtig. Kaiservilla, Kaiser-Jagdstandbild, Kaiserzug, Kaisermesse, Kaiserpark (aktuell mit der großartigen Ausstellung der Werke Erwin Wurms erneut ein Hauptgrund, Bad Ischl auch im Jahr eins nach der europäischen Kulturhauptstadt einen Besuch abzustatten).

Wurms Gurke im Kaiserpark, mit Blick auf Kaiservilla und Bad Ischl
Selbst das neue Hotel, das Grand Elisabeth, heißt nach des Kaisers Frau.
Aber „Kaisers Feinstes?“ Das ist gar nicht so leicht zu finden. Dabei gibt es dieses kleine, und tatsächlich besonders feine Lokal in Bad Ischl schon seit sieben Jahren. Gut, das ist noch keine kaiserliche Tradition, wie andernorts in Bad Ischl.
Dennoch lohnt es sich, das leicht zu übersehende Restaurant, das in der Kaltenbachstraße, eigentlich direkt oberhalb des berühmten (und ja, traditionsreicheren) Zauner an der Esplanade, liegt, zu suchen und aufzusuchen.
Mit Sisi und dem Franzl
Alleine die Kaiserloge vor dem Eingang (Sisi und Franz Josef sitzen sich dort quasi gegenüber und sind die besten Tischnachbarn in Bad Ischl, die nur von der Freundesrunde der Wirtin, die wir tags zuvor im Sissikuss kennengelernt haben und die sich auch heute wieder dazusetzen, übertroffen werden) ist so entzückend, dass sich das Stehenbleiben und Reingehen lohnt.
Drinnen ist es ebenfalls entzückend. Und stimmig. Nicht nur, weil die Möbel weltmeisterlich sind, selbst gemacht vom Vater der Wirtin, dem Abtenauer Abfahrtsweltmeister David Zwilling. Im Lokal ist die Chefin Patrizia Zwilling meist Alleinunterhalterin, Köchin, Kellnerin, Gastgeberin. Und in jeder Rolle ist sie unschlagbar.
Unschlagbare Pimientos
Aber zum Essen. „Pimientos de Padrón“ (8,90 Euro) gibt es hier auch, scheint eine Mode in Bad Ischl zu sein. Zu Recht, hier werden sie in Olivenöl in der offenen Küche hinter der Bar gemacht, ein Genuss.

Pimientos.
Die Spargelcremesuppe (7,90 Euro) erhält mit weißem Pfeffer auf besonders feine Weise eine leicht würzige Note. Und das Saiblingssülzchen mit Spargel (14,90 Euro) muss man probiert haben, wenn es auf der sehr kleinen, aber sehr breit aufgestellten Karte steht.
Bonuspunkte erhält die Chefin, weil sie diverse Gerichte auch noch vegetarisch anbietet, etwa den Spargel (21,90 Euro) ohne Speck. Denn der ist außergewöhnlich komponiert mit pochiertem Ei, heurigen Erdäpfeln und viel Parmesan. Sauce Hollandaise, das kann man jetzt sagen, braucht es gar nicht zum Spargel.
Wein und Butter
Ganz in einer eigenen Liga spielen die Bio-Miesmuscheln in Weißweinsud (26,90 Euro). Patrizia Zwilling verrät das Geheimnis: „Kein Wasser, nur Wein, viel Gemüse und viel Butter.“ Und ganz viele Kräuter und Lorbeerblätter. Die Dichte, die das Gericht bei ihr bekommt, ist ein Gedicht. Die Dichte ist auch das Geheimnis der Cappellacci – Nussbutter, viel Parmesan, Schwammerl und Wildkräuter (17,90 Euro). Aber es gibt auch Rinderfilet mit Spargel (53,90 Euro) oder immer wieder mal Fisch im Ganzen.
Hervorragende Weine runden das Angebot ab, die Wirtin macht auch als Sommelière gute Figur.

Das Bad Ischler Bier.
Aber im „Kaisers Feinstes“ gehört das lokale Bier, das Ischler Bier, zum guten Ton: Schließlich wird das „Kaiser Helles“ von Markus Brandl, dem Lebensgefährten der Wirtin, selbst gebraut. Wo? In der Kaiser-Franz-Joseph-Straße, wo denn sonst?
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