OÖ kämpft international um Fachkräfte: Sie sollen kommen und bleiben

Bewohner fühlen sich in Pflege- und Betreuungszentren wohl
Vor sechs Jahren wurde es für das international agierende Software-Unternehmen MIC mit Firmensitz in Linz eng. In Österreich konnte der Bedarf an IT-Fachkräften nicht mehr gedeckt werden. Also mussten die Fühler ins Ausland ausgestreckt werden
"Das war zu Beginn wirklich eine Herausforderung. Wir bemerkten zum Beispiel, dass wir die Firmensprache auf Englisch umstellen müssen, wenn wir internationale Talente auf uns aufmerksam machen wollen", sagt Margit Klima-Bencic.
Sie ist die HR-Leiterin bei MIC und begleitete mit ihrem Team in den vergangenen Jahren viele Expertinnen und Experten, die nach Oberösterreich übersiedelten, um hier im Unternehmen zu arbeiten.
Was brauchen Menschen, um ihre Heimat zu verlassen und am anderen Ende der Erde beruflich wie privat Fuß zu fassen?
Mittlerweile arbeiten Fachkräfte aus China und Venezuela, aus Indien und Belgien bei MIC: "Alle haben einen Hochschul-Abschluss und mehrere Jahre Berufserfahrung, das muss man in Österreich erst mal finden."
Das wissen auch die verantwortlichen Politiker. Und weil der Hut brennt, sprich der Fachkräfte-Mangel immer akuter wird, haben sich nun das Wirtschaftsressort unter Landesrat Markus Achleitner und das Integrationsressort, verantwortet von Wolfgang Hattmannsdorfer, beide ÖVP, zusammengeschlossen und gehen gemeinsam in die Offensive. Das ist Österreich-Premiere.
Qualifizierte Zuwanderung nötig
"Oberösterreich braucht, um weiter wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, auch qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten", erläutert Wirtschaftslandesrat Achleitner.

Die Arbeitslosenquote sei seit Jänner rückläufig, die demografische Entwicklung werde den Personalmangel in Unternehmen und Sozialeinrichtungen verschärfen.
Die Unternehmen in OÖ müssten also fit werden, diese Rekrutierung erfolgreich durchzuführen. Zahlreiche Maßnahmen und Förderungen seitens des Landes OÖ werden nun also gebündelt.
"Come2Upper Austria" ist das Dach, das helfen soll, gezielt Fachkräfte aus dem Ausland zu holen", erklärt Integrationslandesrat Hattmannsdorfer. Drei Millionen Euro aus dem Wirtschaftsressort sind in den kommenden drei Jahren dafür vorgesehen.
Mehr als 23.000 offene Stellen
Anfang Jänner gab es in OÖ noch 43.420 Arbeitssuchende, jetzt sind es 30.987. Dem stehen 23.294 offene Stellen gegenüber.
Leichterer Zugang zur Rot-Weiß-Rot-Karte
Es gab Erleichterungen zur Beantragung der Rot-weiß-Rot-Karte, die vom AMS ausgestellt wird. Die Zulassungskriterien bezüglich Mindestlohn und Sprachkenntnisse wurden gelockert. Das macht sich in den Zahlen bemerkbar. Die Ausgabe der Karten wurde in OÖ 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent gesteigert, und zwar von 1082 auf 1761 Exemplare.
Fachkräfte, die sich für einen beruflichen und privaten Neustart in Oberösterreich entscheiden, haben Ansprüche. Sie brauchen und wollen Unterstützung bei
- allen Formalitäten rund um die Beantragung der Rot-Weiß-Rot-Card
- bei der Suche nach einer Wohnung
- bei der Suche nach einer Schule, falls Kinder mitkommen, und einem Arbeitsplatz für den Partner, die Partnerin, falls diese mit- oder nachkommen
- effektivem Erlernen der Sprache
- bei der Integration vor Ort
- bei Behördengängen und Anträgen aller Art.

Abgesehen vom Linzer Software-Unternehmen MIC hat auch die OÖ Stiftung Liebenau, eine Pflegeeinrichtung für ältere Menschen, Erfahrung mit der Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte. 18 Frauen aus den Philippinen sind derzeit im Haus St. Josef in Gmunden beschäftigt. Doris Kollar-Plasser, Regionalleiterin der Stiftung, berichtet: "Es gab zu Beginn viele Stolpersteine. Aber diese Frauen sind wirklich gekommen, um zu bleiben."
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