Muslima attackiert: Angeklagter blieb Prozess in Ried fern

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Der Mann befürchtete einen "islamischen Schauprozess". Ein Europäischer Haftbefehl steht im Raum.

Der Prozess gegen einen 66-Jährigen, der auf einem Markt in Schärding eine Muslima wegen ihres Glaubens verbal und körperlich massiv attackiert haben soll, ist am Mittwoch im Landesgericht Ried vorerst vertagt worden. Der Angeklagte war nicht erschienen, weil er einen "islamischen Schauprozess" vermutete, wie er das Gericht wissen ließ.

Brutale Attacke

Der Strafantrag legt dem 66-Jährigen Verhetzung, Nötigung und Körperverletzung zur Last, dafür drohen ihm bis zu zwei Jahre Haft. Er soll am 17. April auf dem Wochenmarkt in Schärding eine Frau mit Kopftuch laut beschimpft und wegen ihrer Zugehörigkeit zum Islam gezielt beleidigt und herabgesetzt haben. Dann soll er sie gewaltsam gepackt haben, um ihr ein Stück Wurst in den Mund zu stecken. "Ich esse Schwein, jetzt musst du auch Schwein essen", soll er gerufen haben.

Danach habe er die Frau noch am Handgelenk gepackt, ihr den Arm verdreht und gedroht, ihr die Hand abzuhacken. Auch drei Faustschläge ins Gesicht habe er ihr laut Staatsanwaltschaft versetzt. Das Opfer wurde bei der Attacke an der Hand und im Gesicht verletzt.

Mann glaubt an "islamischen Schauprozess"

Mittwochfrüh wartete man im Gerichtssaal vergeblich auf den 66-jährigen Deutschen. Er hatte in einer 28-seitigen Eingabe an das Gericht mitgeteilt, dass er 700 Kilometer weit anreisen müsse und sich keinesfalls einem "islamischen Schauprozess" stellen werde. Aufgrund ihres Namens unterstellte er der Vorsitzenden auch, eine "islamische Richterin" zu sein. Sein Antrag auf Ablehnung der Richterin wurde aber von der Gerichtspräsidentin nicht Folge geleistet, weil keinerlei Zweifel an ihrer Objektivität bestehen würden.

Prozess wurde vertagt

In seiner Eingabe behauptete der Angeklagte auch, das Opfer habe ihn verbal angegriffen und beschimpft. Die Muslima, die in Österreich geboren wurde und tadellos Deutsch spricht, sagte zu Journalisten, sie habe bisher in Schärding noch keine derartige Islamfeindlichkeit erlebt. Der Prozess wurde vorerst vertagt.

Im Raum steht zwar, dem Mann das nächste Mal einen Nachmittagstermin zu geben, damit er leichter anreisen kann, aber er könnte sich auch bald mit einem Europäischen Haftbefehl konfrontiert sehen.