Mordversuchsprozess gegen Raser in Wels vertagt

Polizist Angeklagter und andere Personen bei Gericht
Beweisverfahren abgeschlossen, aber Fragenkatalog an Geschworene zu umfangreich: Fortsetzung im November.

Zusammenfassung

  • Der Mordversuchsprozess gegen einen 20-jährigen Raser in Wels wurde wegen eines umfangreichen Fragenkatalogs an die Geschworenen auf November vertagt.
  • Der Angeklagte lieferte sich trotz Fahrverbots und nicht zugelassenem Auto eine gefährliche Verfolgungsjagd mit der Polizei, bei der mehrere Personen verletzt wurden.
  • Die psychiatrische Gutachterin bescheinigte dem Angeklagten Unreife, aber keine psychische Krankheit; der Prozess wird am 6. und 7. November fortgesetzt.

Der Mordversuchsprozess gegen einen 20-jährigen Autofahrer, der sich in der Nacht auf den 31. Jänner eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatte, die mit mehreren Verletzten endete, wird auf November vertagt. Zwar wurde das Beweisverfahren am Montag abgeschlossen.

Da der Fragenkatalog an die Geschworenen über 100 Punkte umfassen werde, benötige man weitere Verhandlungstermine befand der Vorsitzende. Fortgesetzt wird am 6. und 7. November.

Der in Oberösterreich lebende Ungar habe sich schon früher Verfolgungsjagden mit der Polizei geliefert und etliche Strafen wegen Verkehrsdelikten bekommen, sagte der Staatsanwalt. Der Führerschein war ihm bereits abgenommen worden, sein Auto war nicht zugelassen. Dennoch machte er sich am Tatabend - nachdem er die Kennzeichen seiner Mutter auf seinen Wagen montiert hatte - auf zu einer Aussprache mit seiner Ex-Freundin nach Wels.

Rote Amplen und Sperrlinien überfahren

Kurz nachdem sie zu ihm in den Wagen gestiegen war, wurde die Polizei auf ihn aufmerksam und der Lenker flüchtete. Auf der folgenden "Amokfahrt" habe er rote Ampeln, Sperrlinien und -flächen überfahren, am Pannenstreifen überholt, alles mit extrem überhöhter Geschwindigkeit, teils mit über 200 km/h, einmal kollidierte er mit einem Lkw-Anhänger, führte der Anklagevertreter aus. 

Gerichtspsychiaterin Kastner attestiert "Unreife"

Die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner attestierte, dass der Angeklagte "neurotisch" sei, "unreif" und "sehr leicht aus dem Konzept zu bringen". Aber er leide an keiner psychischen Krankheit und sei auch nie suizidal gewesen. Er treffe aufgrund seiner Stressintoleranz allerdings häufig "unkluge" Entscheidungen, die Fahrt sei eine "Kurzschlussreaktion" gewesen, um der Situation zu entkommen. Er sei zwar in der Lage gewesen, mögliche Konsequenzen seines Handelns zu erkennen, habe die Konsequenzen aber "ausgeblendet". Das sei typisch für neurotische Menschen, die stark "zur Sturheit neigen" würden. Voraussetzungen für eine Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum seien aber nicht gegeben.

Gutachterin Adelheid Kastner

Gutachterin Adelheid Kastner

Als Zeugen waren am Montag mehrere Polizistinnen und Polizisten geladen, die an der Verfolgung bzw. der Festnahme beteiligt waren. Eine Beamtin, die am Aufbau der Straßensperre beteiligt war und nicht mehr rechtzeitig aus dem Wagen kam, bevor der Angeklagte gegen die kurz vor der Trauner Kreuzung abgestellten Fahrzeuge krachte, wurde bei der Kollision schwer verletzt und war monatelang dienstunfähig. Ihr Kollege, der es geschafft hatte, rechtzeitig auszusteigen, erlitt leichte Verletzungen und einen schweren Schock.

Fortsetzung im November

Da jede von der Staatsanwaltschaft angeführte gefährliche Situation extra beurteilt werden muss, werde der Fragenkatalog an die Geschworenen über 100 Fragen umfassen, so der Vorsitzende. Zu den Hauptfragen nach Mordversuch kommen zahlreiche Eventualfragen. Denn sollten die Geschworenen entscheiden, dass es sich um keine Mordversuche gehandelt hat, kommen - von Fall zu Fall divergierend - auch diverse Körperverletzungsdelikte und Gefährdung der körperlichen Sicherheit infrage, ebenso die vorsätzliche oder fahrlässige Gemeingefährdung.

Hinzu kommen noch die Fragen nach der Urkundenunterdrückung und Vergehen nach dem Waffengesetz - der Angeklagte hatte fremde Kennzeichen montiert und einen Schlagring im Auto, was er auch zugibt. Der Prozess wurde daher vor den Schlussplädoyers vertagt und wird am 6. und 7. November fortgesetzt.

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