Mordversuch in OÖ: Beamtin nahm Notruf nicht ernst - und wurde jetzt abgezogen
Eine Minute und 59 Sekunden soll das Gespräch gedauert haben. Knappe zwei Minuten, in denen eine 28-Jährige einer Beamtin des Polizei-Notrufs Oberösterreich am Telefon geschildert haben soll, dass sie ihren 27-jährigen Ehemann soeben am Parkplatz vor einem Fitnessstudio in Vöcklabruck gesehen haben will.
Dass sie Angst habe. Vor jenem Mann, der ihr vor vier Tagen in Chats gedroht haben soll.
Jener Mann, der eigentlich in einer Suchtklinik in Salzburg sein sollte. Der sie bereits vor Jahren zusammengeschlagen haben soll. Zwei Monate bedingte Haft und eine teilbedingte Geldstrafe waren die Folge, wie Heute berichtet. Die Beamtin soll sich erkundigt haben, ob Betretungsverbote vorliegen.
Hinweis auf Anzeige
Die Reaktion der Beamtin am Ende? Angeblich nur der Rat, die Frau möge auf der nächsten Polizeiinspektion Anzeige erstattet. Mehr nicht. Exakt 9 Minuten und 51 Sekunden später soll ein neuerlicher Notruf bei der Polizei eingegangen sein. Ein Zeuge meldete dass Besart I., der Mann der 28-Jährigen, sechs bis sieben Mal auf seine Ehefrau im Fitnessstudio, in dem sie gearbeitet hat, eingestochen haben soll.
Die Mutter eines Mädchens befindet sich mittlerweile außer Lebensgefahr. Der Verdächtige zeigt sich in ersten Befragungen nicht kooperativ.
Beamtin Funktion enthoben
Die Polizei zieht nun die Konsequenzen: Wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte, versieht die Notrufbeamtin nicht mehr Dienst in der Landesleitzentrale. Sie wurde an eine andere Stelle zugeteilt. Ihrer bisherigen Funktion wurde sie enthoben. Der Vorfall werde lückenlos untersucht, heißt es aus Polizeikreisen. Ein Disziplinarverfahren gegen sie wohl eingeleitet.
Es ist nicht die erste Anschuldigung mit der sich die Polizei in OÖ konfrontiert sieht. Bereits im Fall der jungen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr aus Vöcklabruck gab es massive Kritik an der Polizei wegen einer möglichen Täter-Opfer- Umkehr, es folgte der Escort-Mord in Ternberg und Ermittlungen gegen die Polizei wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs.
Und nun der Mordversuch im Fitnessstudio in Vöcklabruck. Das übrigens nur sechs Minuten von der nächsten Polizeistation entfernt gelegen wäre.
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