Linzer Passanten retteten Frau nach Messerattacke durch ihren Mann

Die Polizei nahm einen verdächtigen Deutschen fest
Polizei ging zunächst von schwerer Körperverletzung aus. Ohne die Hilfe von Passanten wäre 41-Jährige nicht mehr am Leben.

Es war Montagabend, als es auf der Oberen Donaulände in Linz zu einem Streit zwischen einem Paar kam. Der Mann zog ein Stanley-Messer aus seinem Rucksack und stach damit auf seine Frau ein, so die derzeitigen Ermittlungen. Zunächst drehten sich diese um schwere Körperverletzung, nun um versuchtem Mord, wie Landespolizeidirektor Andreas Pilsl und die Sprecherin der Linzer Staatsanwaltschaft, Ulrike Breiteneder, am Mittwoch informierten. Sie sind sich einig: Ohne zivile Hilfe vor Ort wäre es nicht beim Versuch geblieben.

Linzer Passanten retteten Frau nach Messerattacke durch ihren Mann

Andreas Pilsl lud am Mittwoch in die Landespolizeidirektion.

Bereits in der Wohnung in der Nähe des Tatorts soll es zu einer verbalen Auseinandersetzung des 52-Jährigen und der 41-jährigen – beide aus Syrien stammende Asylberechtigte – gekommen sein. Mit in der Wohnung ihre elfjährigen Zwillinge. Dazu, weshalb man sich entschied, die Wohnung zu verlassen, gebe es widersprüchliche Angaben, so Breitender. Fix ist jedoch: Die Zwillinge blieben dort. 

Eifersucht

Zwischen den Eltern ging der Streit jedoch draußen rund 300 Meter nach dem Römerbergtunnel Richtung Wilhering auf einem provisorischen Gehsteig weiter.  Grund sei gewesen,  dass die Frau über soziale Medien auch mit anderen Männern in Kontakt stand.

In 80 bis 90 Prozent solcher Angriffe würde es sich um Taten innerhalb einer Beziehung handeln, so LPD-Direktor Andreas Pilsl. Gerne werde dabei zum Messer gegriffen, da dieses in den meisten Haushalten kurzfristig verfügbar sei.

Ihr Mann zückte daraufhin das Messer – das er nach eigenen Angaben für Reparaturen dabei hatte – und  versetzte ihr  zwei tiefe Stiche in den Hals, ließ nicht von ihr ab  und fügte ihr Schnittverletzungen im Gesicht zu, so Breiteneder. Das Opfer sei am Boden gelegen.

In Rücken gesprungen

„Bereits relativ früh kamen Passanten herbeigeeilt“, schilderte Breiteneder weiter – viele aus Autos, die auf der Straße vorbeifuhren. „Auf Zurufe hat er jedoch nicht reagiert.“ Eine Krankenschwester sei dem Angreifer schließlich in den Rücken gesprungen. Auch ein Geistlicher versuchte, den Mann mit Körpereinsatz vom Opfer loszureißen. „Erst dann hat sich die Situation etwas aufgelöst.“ Der 52-Jährige hätte noch den Geistlichen bedroht, weshalb auch gefährliche Drohung im Raum stehe.

„Es war reines Glück, dass in der Autokolonne auch ein Arzt und ein Rettungswagen  unterwegs waren“, so Pilsl. Sie versorgten das Opfer und brachten sie mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital, wo die Frau notoperiert wurde. Ihr Mann konnte in der Zwischenzeit  widerstandslos festgenommen werden. „Unsere Polizisten haben tolle Arbeit geleistet; eigentlich aber nur mehr aufgeräumt“ so Pilsl. 

Medaille für Helfer

Mittlerweile seien alle Zeugen, der Beschuldigte sowie das Opfer, das sich außer Lebensgefahr befindet, vernommen. Die Aussagen würden sich großteils decken. Der mutmaßliche Täter  gebe an, sich an den Streit und die Festnahme zu erinnern, an die Tat selbst jedoch nicht; er bestreite sie aber auch nicht, so Breiteneder.  Amtsbekannt war der Mann nicht. Derzeit sitzt er in der Justizanstalt Linz, Untersuchungshaft wurde beantragt. „Wird er verurteilt, drohen im 10 bis 20 Jahre oder lebenslang.“ 

Für seine Widersacher, die zivilen Helfer, will Pilsl  hingegen die „Goldene Medaille am roten Bande“ beantragen. Denn: „Ohne ihre Schutzengel wäre die Frau nicht mehr am Leben.“

Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Morde an Frauen können auch Femizide sein. Der Begriff soll ausdrücken, dass hinter diesen Morden oft keine individuellen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Probleme wie etwa die Abwertung von Frauen und patriarchale Rollenbilder stehen.
 
Hilfe für Gewalt-Betroffene gibt es hier:
Frauenhelpline (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 222 555 Männernotruf: (Mo – So, 0 – 24 Uhr, kostenlos), 0800 / 246 247.

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