Esra und Enes Özmen, besser bekannt als Rap-Duo EsRAP, bringt dazu einiges aus der eigenen Biografie ein. Als türkischstämmige Kinder bzw. Jugendliche, die in Wien-Ottakring aufgewachsen sind, haben sie vor 15 Jahren (Esra war 18, Enes 14) begonnen, Musik zu machen.
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Seither machen die beiden auch Workshops in Schulen, eben zu dem Thema Hass im Netz. Hatespeech haben die Geschwister selbst oft genug erlebt. „Diskriminierung, Hass, Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Kommentare wegen des Aussehens oder der Musik“, erinnert sich Esra, das sei alles dabei gewesen.
"Jeder kann betroffen sein"
Was sie aus den vielen Gesprächen darüber gelernt haben: „Es kann uns alle betreffen. Auch coole Menschen werden gemobbt.“ Das bedeute, dass man mit dem Thema nie alleine sein müsse, sich anderen anvertrauen könne.
In einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Esra und Enes aufgewachsen sind, hätte ihnen geholfen, dass der jüngere Bruder immer selbstverständlich und stolz mit seiner Schwester „abgehangen“ sei, sagt Enes heute. Das habe sich auch bei seinen männlichen Freunden ein Umdenken bewirkt.
Hass zermürbt
Hasskommentare haben Esra und Enes immer wieder stark belastet. Auch deshalb, weil man oft nicht wisse, wer dahinterstecke. Nach einem Shitstorm sei ihr passiert, dass sie auf der Straße oder im Zug sich bei jedem gedacht habe: „Ist der einer, der mir einen Hasskommentar schreiben würde? Das zermürbt.“
In dem Stück, das kommenden Mittwoch Premiere feiert, haben Esra und Enes auch Aussagen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihrer Workshops integriert. Und sie haben eine Idee, aus dem Dschungel der Hassspiralen auszubrechen.
Sie singen es in einem Lied: „Du hast Hass? Ich hab’ Liebe!“ Und sie appellieren: „Wenn du jemanden feierst, wenn dir was gefällt: Sag es auch.“ Denn eines fällt ihnen immer wieder auf: „Hasskommentare werden sofort geschrieben, Liebeskommentare behalten viele für sich.“
Und Enes ist sicher: „Wenn du etwas Gehässiges sagst, hast du es bald wieder vergessen. Die Person, zu der du es gesagt hast, kann das meist lange nicht vergessen.“ Und das komme irgendwann zurück, sagt Enes, der gläubige Moslem.
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