ZDF steigt aus: Soko Linz wird "österreichischer"

Das gibt es auch nur im Film: Als Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) beim Setbesuch von Soko Linz erzählt, dass er sein erstes Lebensjahr in eben jenem Haus in der Pfarrgasse verbracht hat, vor dem gerade gedreht wird, brandet unvermittelt Jubel auf.
Der gehört zwar zu einer Soko-Linz-Szene, hat aber perfekt zu Stelzers Auftritt gepasst.
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Verbalen Applaus hatte Stelzer für das Filmteam parat. Auch wenn er wenig fernschaut und kaum zu Krimis kommt: „Soko Linz mag man, und man kann die Bedeutung für Linz und Oberösterreich gar nicht hoch genug einschätzen.“

500.000 Euro Förderung fließen pro Staffel vom Land, zwei Millionen Euro fließen laut Produzent Florian Gebhardt während des Drehs einer Staffel direkt nach Oberösterreich.
Vierte Staffel fix
Die Dreharbeiten für die dritte Staffel sind gerade in der finalen Phase. Im Fernsehen läuft Soko Linz, Staffel drei, ab Herbst des kommenden Jahres, zuvor werden ab Jahresbeginn die beiden ersten Staffeln wiederholt.
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Gedreht wurde im ganzen Land, etwa auch in Bad Ischl, der europäischen Kulturhauptstadt 2024.
„Wir suchen schöne Orte mit dunklen Geschichten und dunkle Orte, an denen wir schöne Geschichten erzählen“, verspricht ORF-Fernsehfilm-Chefin Katharina Schenk.

Soko Linz sei ein Glücksfall gewesen, sind Schenk und Gebhardt überzeugt: „Die Serie hat sich gut etabliert und in die Herzen der Zuschauer gespielt. Linz und Oberösterreich sind gute Krimihotspots.“
Und fügen mit einem Augenzwinkern an: „Nicht nur, weil so viele verdächtige Figuren hier beheimatet sind.“
Mord und Totschlag als Türöffner
„Es sind wahnsinnig schöne Orte, an denen wir gedreht haben“, gerät auch Katharina Stemberger alias Kommissarin Joe Hainzinger ins Schwärmen, „in einem blühenden Hopfenfeld war ich vorher noch nie.“
Mord und Totschlag sind für das Soko-Linz-Team „Türöffner, um in soziale Netzwerke zu gelangen“, erklärt Gebhardt weiter, „wir verhandeln im Krimi viele aktuelle Themen.“ Eine vierte Staffel ist dafür bereits fixiert.
Die Drehorte
In der dritten Staffel ermitteln Joe Hainzinger (Katharina Stemberger) und Ben Halberg (Daniel Gawlowski) in der Linzer Partyszene, bei einem Biker-Club, in einer Brauerei und in der Kanalisation
Im ganzen Land
Ermittelt wird in der Linzer Altstadt, in der Mural Harbor Gallery, in der Pöstlingbergbahn, im Paneum, am Almsee in Grünau, im Almtal, im Mühlviertel und in Bad Ischl
Die Regie
Ein Trio führt bei der dritten Staffel von Soko Linz Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff, Felicitas Korn und Kim Strobl
ZDF ist raus
Allerdings dann ohne ZDF, der sich mit Ende der dritten Staffel verabschiedet. „Die Soko Linz war im Vergleich zu den anderen Sokos beim deutschen Publikum am wenigsten gefragt“, begründet der deutsche Sender den Ausstieg. Das Gesamtvolumen der Koproduktionen mit dem ORF bleibe aber erhalten.
„Damit können wir noch österreichischer werden“, kann Schenk der Entscheidung auch positive Seiten abgewinnen. Die Besetzung wird jedenfalls verkleinert.
Nichtsdestotrotz freut sich auch Hauptdarstellerin Katharina Stemberger auf die viertel Staffel, die ab dem Frühjahr gedreht werden soll: „Es wachsen ja alle am Set immer mehr hinein.“
Eines ist fix: Trotz des Ausstiegs der Deutschen wird Soko Linz internationaler. Die erste und zweite Staffel wurde laut ORF nach Frankreich verkauft – dort wird Soko Linz auf Canal+ laufen.
Ein echter Linzer
Hauptdarsteller Daniel Gawlowski alias Ben Halberg ist mittlerweile zu einem echten Linzer mutiert. Statt München ist er in die oberösterreichische Hauptstadt gezogen, „ein Gewinn an Lebensqualität“, sagt er und ist davon ehrlich überzeugt.

Er hat sich in der Innenstadt, in der Nähe des Hessenparks angesiedelt, geht gerne rüber zum Südbahnhofmarkt, erzählt er am Rande des Setbesuchs.
Was er an Linz noch schätzt: „Die Menschen hier sind unglaublich offen, man ist schnell miteinander per Du und findet Anschluss, egal, ob das der Unternehmenschef ist oder ein Arbeiter aus der Voest.“ Über Linz sagt er: „Diese Stadt kann alles und muss nichts.“
Allerdings könnte er als Deutscher seinen Platz in der Serie verlieren – was der ORF noch nicht bestätigen wollte.
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