Ihr Partner: Eine wegen Verbotsgesetz und anderen Delikten verurteilte Ex-Nazi-Größe aus Oberösterreich. Der Mann sitzt in Haft, wegen eines riesigen Waffenfundes bei den Rechtsrockers "Bandidos" laufen gegen ihn Ermittlungen.
Fotos auf Handy des Partners gefunden
Im Zuge dieser Ermittlungen sind auch die Bilder auf dem Handy des Mannes gefunden worden, deretwegen die Frau vor Gericht steht.
Aber, und das betont der Verteidiger laufend, es geht nicht um den verurteilten Ex-Nazi. Es geht um die Frau. Die Fotos, die sie weitergeleitet hat, zeichnen ein Bild des Milieus, in dem sich die Angeklagte, ihr Lebensgefährte - der sie übrigens bald heiraten wird - und ihre anderen Bekanntschaften aufhalten.
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Was ist auf den Bildern zu sehen? Etwa der - offenbar stark alkoholisierte - Mann, der die Fotos geschickt hat. Ein Freund der Angeklagten und ihres Partners. Er hat ein Hakenkreuz am Oberschenkel tätowiert, ein Adolf Hitler Bild am Schienbein.
Ein Gast ist mit einem T-Shirt zu sehen. "University Auschwitz EST 1941" ist darauf zu lesen, dazu auf englisch, dass nur die "Endlösung eine gute Lösung" sei.
Ein weiteres T-Shirt zeigt ein Bild von Adolf Hitler, darunter steht: "Der Chef". Und es geht um ein Bild, das sie von ihrem Partner gemacht hat - es zeigt ihn mit der berühmten "schwarzen Sonne" am Oberkörper.
Angeklagt ist auch illegaler Waffenbesitz: Es geht um einen verbotenen Schlagring, den sie geschenkt bekommen haben will. Der wurde im Zuge einer Hausdurchsuchung bei ihr gefunden.
Andere Waffen, wie Fingermesser und Pfefferspray, brauche sie, um ihre zwei Stafford in den Griff zu bekommen, falls diese unkontrolliert zu raufen beginnen würden: "Ich habe ja eine neunjährige Tochter."
Was war Auschwitz? "So genau weiß ich das nicht"
Die 42-Jährige sagt: Sie habe die Bilder nicht geöffnet und deshalb nicht gewusst, was darauf sei. Dabei bleibt sie, auch auf intensive Nachfrage einer beisitzenden Richterin.
Auschwitz sei ein "Lager, in das Menschen gebracht wurden, um zu arbeiten", sagt sie, erst auf Nachfrage fällt ihr ein, dass dort auch Menschen "ich glaub, vergast" wurden, "aber genau weiß ich das nicht".
Sie selbst ist arbeitslos, lebt von ihrer Schwester und sagt, sie verabscheue Waffen und habe mit der Nazi-Szene nichts zu tun. Auch mit ihrem Partner würde sie nicht darüber reden, versucht sie, der Richterin und den Geschworenen glaubhaft zu machen.
Sie bleibt auch auf intensive und ungläubige Nachfragen dabei: Sie hätte keine Ahnung gehabt, was auf den Bildern drauf sein könnte.
Der Mann, der ihr die Fotos geschickt hat, habe auch der rechtsextremen Szene abgeschworen. Sie, die gerade tätowieren gelernt hat, sei dabei, die Nazi-Tattoos dieses Freundes zu "covern".
Neue NS-Anklage gegen inhaftierten Partner
Unterdessen ist aber gerade gestern eine neue Klage gegen ihren inhaftierten Lebensgefährten eingegangen. Wegen eines Tattoos, das sie ihm gestochen haben soll. Gekreuzte Stielhandgranaten, die der SS zugerechnet werden. "Motorradkolben mit Kette sind das", wiegelt die Angeklagte ab.
Auch die Siegrunen, aus denen die "schwarze Sonne" ihres Partners besteht, kenne sie nicht. Erst auf - genervte - Nachfragen der Richterin räumt die Frau ein, dass Hakenkreuze, Hitlerbilder und Auschwitz wohl dem verbotenen Nationalsozialismus zuzurechnen seien.
Die Staatsanwaltschaft bleibt schließlich dabei: Es sei nicht glaubhaft, dass sie nicht gewusst habe, worum es sich bei den Bildern handeln könne. Der Verteidiger betont: Die Frau hat die Fotos ungeöffnet verschickt, und auch wenn die Staatsanwaltschaft versuche, die Angeklagte wegen ihres Partners in den Dunstkreis der Wiederbetätigung zu ziehen, sei sie nicht zu verurteilen.
Das Urteil: Neun Monate bedingt. Die Geschworenen haben in allen Anklagepunkten einstimmig für "schuldig" gestimmt. Der Anwalt hat um Bedenkzeit gebeten. Die Staatsanwaltschaft hat keine Erklärung abgegeben. Das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.
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