Seppy lernt dazu: Wir sind alle ersetzbar

Seppy lernt dazu: Wir sind alle ersetzbar
Plötzlich ist da eine andere Puppe, die Seppys Aufgaben übernehmen kann. Das spürt sich aber gar nicht gut an

von Christa Koinig

Kürzlich wurde ich eingeladen, aus meinem neuesten Buch „Seppys Geschichten“ vorzulesen. Selbstverständlich habe ich voller Freude zugesagt und dabei vergessen, dass ich zum gleichen Zeitpunkt in unserem Puppentheater eine wichtige Rolle spielen sollte.

Also habe ich eine andere Handpuppe gebeten, für mich beim Vorlesen einzuspringen, und sie hat zugesagt. Diese Puppe hat zwar ein bisserl anders ausgesehen als ich, sie hat sich aber auch Seppy genannt. Das war okay, und ich habe gehofft, dass sie ihre Sache gut macht und mich nicht blamiert.

Plötzlich eifersüchtig

Mir wurde berichtet, dass diese neue Figur ihre Sache nicht nur gut, sondern ganz hervorragend gemacht hat. Sie war schlagfertig, lustig, großartig! Doch anstatt mich drüber zu freuen, war ich richtig eifersüchtig. Ich bin doch eine Legende, und da kommt plötzlich eine andere Puppe daher, die witziger und vielleicht besser ist als ich. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass mich irgendwer ersetzen und das Publikum derart verzaubern könnte.

Enttäuscht hab’ ich die ganze Sache meiner Omama erzählt, und sie hat gemeint: „So ist es halt. Unser ganzes Dasein ist ein ständiger Wechsel, auch wenn eine Veränderung manchmal ungewohnt sein mag, sie bringt immer Neues mit sich. Das ist der Kreislauf auf der Bühne des Lebens. Jeder von uns ist zwar auf seine Art einzigartig, aber letzten Endes sind wir alle irgendwie ersetzbar.“ Na, wenn das so ist, dann kann ich mir jetzt ruhig ein paar Tage freinehmen und einfach nichts tun. Der andere Seppy wirds schon richten.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters.

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