Seppy, der reumütige Herzensbrecher

Zum Glück ist die Omama nicht böse, sondern meint nur: "Das kann doch jedem irgendwann passieren, oder?"

von Christa Koinig

Es gibt sie, diese besonderen Tage, an denen ich mir vornehme, ein wenig fleißiger zu sein als sonst. So ein Tag war kürzlich wieder einmal.

Gleich in der Früh hab’ ich mein Zimmer aufgeräumt, dann hab’ ich ein bisserl gebügelt und die Wäsche ordentlich in den Schrank gelegt. Anschließend hab’ ich sogar noch das Fenster geputzt.

Hundert Scherben

Als ich dann immer noch voller Tatendrang war, hab’ ich in der Stube die Bilderrahmen abgestaubt. Und weil ich unserer Omama eine Freude machen wollte, hab’ ich auch noch die Figuren, die sie fein säuberlich auf einem kleinen, alten Kästchen aufgestellt hat, sorgfältig gereinigt. Omama sammelt nämlich Glasfiguren und hat schon ganz viele davon.

Ja, und dann ist es halt passiert. So schnell konnte ich gar nicht schauen, schwups war ein zartes Herz aus Glas auf den Boden gefallen und in hundert Scherben zerbrochen.

Von der Omama ertappt

Ich hab die spitzen Teile eingesammelt und wollte gerade versuchen, sie zusammen zu kleben, als mich Omama dabei überrascht hat. Kleinlaut hab’ ich gesagt „Omama, ich hab’ dein Herz zerbrochen.“

Da hat Omama herzhaft gelacht und laut gerufen, „Seppy, du bist ein Herzensbrecher!“ Irgendwie war ich zwar erleichtert, aber ein Herzensbrecher ist doch was anderes, oder? „Das stimmt“, sagte Omama, „ein Herzensbrecher ist jemand, der eine andere Person durch Schmeicheleien in sich verliebt macht, obwohl er keine ernsthaften Absichten hegt und dadurch vielleicht Kummer und Herzeleid verursacht.“

Warum sie das so genau weiß, wollte ich wissen. Omama hat nicht so richtig antworten wollen, sie hat nur schmunzelnd gemeint, „das kann doch jedem irgendwann passieren, oder?“.

Christa Koinig ist die künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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