Denn vor wenigen Tagen wurde öffentlich, dass das Innenministerium eben dort plant, vorübergehend 300 Flüchtlinge unterzubringen, und zwar ab Sommer. Kritik folgte sofort aus der Stadtpolitik. Klaus Luger, SPÖ-Bürgermeister in Linz, lehnt die Nutzung als Flüchtlingsquartier ab. In einem Brief an Bundesminister Gerhard Karner (ÖVP) sieht er in der direkten Nähe zum Bahnhof und dem Volksgarten eine "soziale Überforderung".
Bei einer Straßenumfrage spürt man die Zurückhaltung bei der Frage, was man von den Plänen hält. Einige zeigen Mitleid mit den Geflüchteten. Irgendwo müsse man sie unterbringen, aber bitte nicht hier, hört man oft. Die wenigsten wollen mit ihrer Meinung zum Thema Asyl mit Foto in der Zeitung stehen.
Unterschiedliche Meinungen
Nimet Özcan arbeitet direkt neben dem ehemaligen Hotel bei einem Hotdog-Stand. Sie wohnt auch gleich ums Eck und fühle sich nicht wohl, wenn die Unterkunft hier her kommt.
Für einen jungen Mann, der im Bahnhof gerade wartet, sei der Standort nicht entscheidend: "Ob das dann hier ist oder nicht, ist für mich nicht so eine zentrale Frage. Brauchen tut man das auf jeden Fall. Es gibt genug Flüchtlinge, die ihr Land aus berechtigten Gründen verlassen müssen und das ist gut, dass denen geholfen wird." Und er stellt die Frage "Wenn sie woanders sind, ist das dann besser? Das ist so die Einstellung ’Aus den Augen, aus dem Sinn’. Lieber nicht bei mir, sondern die sollen woanders hin", kritisiert er.
Neben dem Hotel ist auch das ehemalige ÖBB-Lehrlingsheim nahe des Bahnhofes im Gespräch als Flüchtlingsunterkunft. Von den ÖBB heißt es dazu: "Wir kommen dem Auftrag der Republik nach und stellen dieses Gebäude der Bundesbetreuungsagentur bis zumindest Ende des Jahres zur Verfügung."
Frage des Standorts
Im Brief spricht Luger auch den Volksgarten an. Ein Lokalaugenschein am Vormittag zeigt: Wirklich schön ist der Park nicht. Anstatt einer Wiese sind oft braune Stellen. Viel ist nicht los, das Frühlingswetter lässt noch auf sich warten. Daniel spaziert mit seinem Kind an der Hand durch. Ob er sich unsicher fühlt: "Nein." Er wohnt in der Nähe und findet es ok, dass ein Quartier geplant ist. Anders sieht das eine ältere Frau bei der Bushaltestelle. Über die Pläne könne sie sich nicht freuen. Sie verstehe zwar, dass diese Menschen auch wo Platz finden müssen, den angedachten Standort haltet sie für falsch.
Gabriele Aufreiter führt seit 30 Jahren den Würstelstand direkt beim Volksgarten. "Ich habe in den letzten Jahren da in meinem Bereich, den ich überblicken kann, nie eine ungute Situation mit Asylwerbern gesehen. Es war weder ein Streit untereinander zu sehen oder irgendeine Handgreiflichkeit oder eine Bettelei oder so. Also ich bin eher dafür, dass man sie so unterbringt, dass sie sich zumindest ein bisschen wohlfühlen. Es kann sich ja eh keiner wohlfühlen, wenn er nicht daheim sein kann oder? Da denke ich mir, wenn es doch halbwegs geordnet zugeht und sie Bereiche haben, wo sie sich sicher fühlen ... vielleicht sind sie dann nicht so viel auf der Straße."
Die Causa wird die Stadt noch länger beschäftigen.
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