Linzer Kulturszene in Aufruhr: "Stadt misst mit zweierlei Maß"
Die "Dissonanzen" um den künstlerischen Leiter des Brucknerhauses, Dietmar Kerschbaum, lassen in der Linzer Kulturszene die Wogen hochgehen. Dem Intendanten des Hauses, das in wenigen Tagen sein 50-jähriges Jubiläum begeht, werden schwere Verfehlungen und Misswirtschaft vorgeworfen.
Für Thomas Diesenreiter, Geschäftsführer von KUPF Oberösterreich, sind das "ungeheuerliche Zustände", die beweisen, dass "die Stadt mit zweierlei Maß misst und die eigenen Häuser auf Kosten der freien Szene finanziell bevorzugt".
Ein unhaltbarer Zustand, sagt Diesenreiter zu den zuerst von der Wochenzeitung "Falter" aufgedeckten Vorwürfen: "Während die freie Szene jeden Euro zweimal umdrehen muss, spielt Geld in der Linzer LIVA scheinbar keine Rolle."
Ein ohnehin "hochbezahlter künstlerischer Leiter" gönne sich 5.000 Euro für Auftritte im eigenen Haus, während die "Kulturarbeiterinnen der Linzer freien Szene von Fair Pay nur träumen" könnten.
In der Kritik steht dabei auch SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger als Aufsichtsrat, denn dieser habe das alles gebilligt. Auch wenn Luger nun "volle Aufklärung" verspricht und für Freitag "entsprechende Konsequenzen" angekündigt hat.
Diesenreiter macht die Ungleichbehandlung an einer Rechnung fest: "Während die freie Szene für einen Inflationsausgleich von mickrigen 10 Prozent für die letzten zwei Jahre sogar Zusatzanträge stellen muss, erhöhte sich der Zuschuss der LIVA alleine heuer um stolze 21 Prozent, also um 2,2 Millionen Euro."
Dabei betrage das gesamte Förderbudget der Stadt Linz für die zeitgenössische Kunst- und Kulturszene, also mehr als 100 Vereine und hunderte EinzelkünstlerInnen, heuer gerade einmal 2,8 Millionen Euro.
Was Diesenreiter aus dem "LIVA-Skandal" ableitet: "Die Stadt Linz muss das Förderbudget um mindestens 25 Prozent oder 700.000 Euro im Jahr anheben, um nur den Inflationsverlust der letzten Jahrzehnte auszugleichen."
"Ein Selbstbedienungsladen"
Er fordere die Politik auf, "endlich auch die Finanzierung der Linzer Kulturszene adäquat abzusichern". Denn im Vergleich zu den eigenen Häusern gehe es hier um kleine Summen, mit denen man aber viel bewirke.
Deshalb werde er sich mit seiner Plattform verstärkt des Themas Kulturbudget annehmen.
Unterdessen gibt es auch aus der Politik die ersten Forderungen nach einer sofortigen Ablöse Kerschbaums.
Neos-Fraktionschef Georg Redlhammer: "Kerschbaum ist nicht mehr tragbar. Die Beweise sind erdrückend. Und ich bin sicher, wenn man sucht, wird noch mehr gefunden."
Redlhammer fragt sich, ob es auch bei Sponsorverträgen von Kerschbaumer geldwerte Vorteile oder Compliance-Probleme gibt: "Das Brucknerhaus ist für den künstlerischen Leiter ein Selbstbedienungsladen auf Kosten der Steuerzahler."
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