Kunstuni erkennt Ex-Vöest-Manager Ehrenmitgliedschaft ab
Die KURIER-Redaktion berichtet verstärkt aus der Stadt Linz. Alles, was die Stadt bewegt, direkt ins E-Mail-Postfach mit dem Donaubrücke-Newsletter - Hier kostenlos anmelden: Anmelden
Die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz erkennt dem ehemaligen Generaldirektor der Vöest, Herbert Koller, wegen seiner Vergangenheit die Ehrenmitgliedschaft ab. Koller war während der NS-Zeit SS-Untersturmführer.
Einen entsprechenden Beschluss fasste das Rektorat der Linzer Kunstuniversität am Mittwoch, nachdem auch der Senat diesen Schritt einstimmig befürwortet hat.
Koller starb 1995 und war Manager der Vöest, des Vorgängerunternehmens des bis heute weltweit agierenden Linzer Stahlkonzerns Voestalpine AG.
Dokumentationsarchiv bestätigte Mitgliedschaft
Wenig Aufmerksamkeit erhielt bisher die NS-Vergangenheit von Koller: Schon 1931 trat er der NSDAP bei. An der Universität Wien begann er als promovierter Rechtswissenschafter zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Mit Februar 1941 trat Koller dann der SS bei und rückte dort zum Untersturmführer auf. Ab 1944 diente er in der Kriegsmarine, die Jahre 1945 bis 1947 verbrachte er in britischer Gefangenschaft.
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands hat nach entsprechender Prüfung der Kunstuniversität Linz all diese Eckdaten bestätigt, ebenso wie die Mitgliedsnummern von Koller bei der NSDAP und der SS.
"Besondere Verantwortung"
Im Nachkriegsösterreich arbeitete sich Koller in der Vöest vom einfachen Sachbearbeiter zuerst zum Werksdirektor der Hütte Krems hoch, bis er 1961 zum Generaldirektor des Gesamtkonzerns aufstieg. In dieser Funktion erwarb er sich einst besondere Verdienste um die Umstrukturierung der verstaatlichten Industrie.
Brigitte Hütter, Rektorin der Linzer Kunstuni, erklärt zu der Aberkennung der Ehrenmitgliedschaft von Koller: „Nach heutigem Stand würde man ihm solche akademischen Würden keinesfalls mehr verleihen. Als Mieterin von Gebäuden, die durch das NS-Regime errichtet wurden, trägt die Kunstuniversität eine besondere Verantwortung bei der NS-Aufarbeitung. Deswegen haben wir im Fall Koller das Dokumentationsarchiv eingeschalten, um zu einer Entscheidung zu kommen. Angesichts der Prüfungsergebnisse sehen wir es als unseren Auftrag, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.“
Kommentare