Der will nicht spielen
Ich habe erst ein paar Meter meiner Laufstrecke am Rutzinger See in Hörsching, OÖ, zurückgelegt, als ich ihn bellend auf mich zurasen sehe: Ohren zurückgelegt, Lefzen zurückgezogen. Ab Sekunde eins ist mir klar: Der will nicht spielen.
Intuitiv verfalle ich in eine Schockstarre, bleibe regungslos stehen, während das bullige Tier um mich herum und auf mich hüpft, nach mir schnappt und mich wütend anbellt.
Selbst als der Schäfer wieder an der Leine ist, fühle ich mich nicht sicher: Geschätzt wiegt das Tier ähnlich viel wie seine Besitzerin. Ich zweifle daran, dass sie den Hund körperlich im Griff hat.
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Als ich eine halbe Stunde später im Auto sitze, fühle ich mich, als hätte ich „überlebt“. Über den Grund, warum der Hund nicht tatsächlich zugebissen, sondern mich „nur“ bedroht hatte, denke ich noch länger nach.
Schwierige Anzeige gegen Unbekannt
Ich beschließe, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, einfach für mich, ohne Aussicht auf Erfolg. Die Daten der Hundebesitzerin habe ich vor lauter Aufregung nämlich nicht eingefordert, Anfängerinnenfehler.
Auf der Polizeidienststelle in Linz-Land an einem Samstagmittag aufzuschlagen, ist keine gute Idee. Noch kauend und mit ihrer Körpersprache ihr Desinteresse an meiner Person bekundend, will die Beamtin wissen: „Was ist leicht passiert?“
Nach meiner kurzen Schilderung der Situation will sie mich zuerst zu einer anderen Dienststelle schicken, ich bleibe. Dann: „Anzeige gegen Unbekannt? Das bringt ja gar nichts.“ Ist mir egal. Wir kämpfen uns durch das Prozedere.
Die Polizistin: „Ich habe das Gefühl, Sie sind emotional“, meine Antwort: „Und ich habe das Gefühl, ich nerve Sie seit der ersten Sekunde meiner Anwesenheit.“ Schließlich halte ich die Anzeige ausgedruckt in der Hand.
Einen Tag später bin ich wieder am See laufen, um meine Angst nicht allzu groß werden zu lassen. An selber Stelle begegne ich abermals einem frei laufenden Hund, einem freundlichen. Glück gehabt, dieses Mal.
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