Schon zu Mittag ist das Lokal gut besucht. Vielleicht locken Champagner und Austern, die vor der unscheinbaren Fassade auf schwarzen Schiefertafeln angepriesen werden. Der Champagner - Jean Veselle Rosé um 10 Euro das Glas - mundet. Darüber, dass die Austern (theoretisch 5 Euro für zwei Stück) schon am Montag zur Mittagszeit ausverkauft sind, kann man sich ärgern.
Den Appetit sollte man sich aber nicht verderben lassen. Es wäre schade drum. Denn in der kleinen Küche des Lokals, das mit gediegen-gemütlicher Atmosphäre punktet, werken offenbar echte Meister des feinen Aromenspiels. Vor allem der gekonnte Umgang mit der Säure, die jedes Gericht am Gaumen erst so richtig zur Entfaltung bringt, ist augenfällig. Ob sauer lustig macht, weiß der Kolumnist nicht. Aber hier macht es glücklich.
Klassiker, wohl dosiert
Auf der Karte finden sich solide Klassiker der französischen Küche. Die Bouillabaisse etwa, die es gleich in zwei Größen (klein um 14 Euro, groß um 24 Euro) gibt. An sich kann man bei der legendären Fischsuppe mehr falsch als richtig machen. Zu ihr hat jeder seine eigene Meinung. (Schon die Debatte, welche Fischarten in ihr einen legitimen Platz haben, füllt Abende.)
Im "Coco" ist der Suppentopf gut gefüllt: Selbst die kleinere Variante kommt mit zwei ordentlichen Stücken festfleischigen Fisches und Meeresfrüchten. Wie man Safran richtig einsetzt, scheint der Koch zu wissen. Das herrliche Aroma des Gewürzes ist der Star des Gerichts, ohne dabei unangenehm dominant zu sein. Hier fällt erstmals die feine Säure auf.
Dass sie eine Chance hat, liegt auch an der Rouille - also an der mayonnaisig-sämigen Sauce, die man in Frankreich traditionell zu Fischsuppen reicht. Die Knoblauchnote ist so wohltuend dezent, dass man sorglos in die Nachmittagstermine starten kann.
Auch die Sardinettes à l'huile d'olive - also Mini-Sardinen, die stilecht in der Dose kommen, dazu gibt es Algenbutter - finden sich auf der Vorspeisenkarte (10 Euro). Ebenso wie Ziegenfrischkäse im Filoteig (13 Euro) und Foie Gras (20 Euro).
Das Huhn: Saftig und knusprig
Auch bei den Hauptgängen lockt Altbekanntes: Eine Quiche Lorraine etwa, sie zählt mit 10 Euro pro Törtchen zu den preiswertesten Gerichten des Hauses. Die Füllung wird hier mit Sauerrahm gemacht, nicht mit Schlagobers. Herrlich luftig. Und da ist sie wieder, die Säure.
Auch eine Lachs-Quiche mit Honigsenf (12 Euro) und eine mit Ratatouille (10 Euro) werden angeboten. Aber wer will das schon, wenn der den Klassiker haben kann? Plus: Die Quiche kommt tatsächlich als unversehrtes Mini-Törtchen daher, und ist nicht bloß ein Tortenstück. Da isst das Auge mit.
Eine Empfehlung wert ist auch das Hühnchen an Zitronensauce (20 Euro), das sich (hoffentlich nicht nur an diesem Montag) auf der Tageskarte findet. Die Brust ist saftig, die Haut dennoch knusprig. (Vor allem Letzteres ist für den Kolumnisten, wie regelmäßige Leser wissen, von entscheidender Bedeutung.) Der Thymian in der molligen Sauce hält sich angenehm zurück und lässt der Zitrone ihren verdienten Platz. Die Erdpäfel helfen, alles aufzutunken.
Krönender Abschluss
Weil der Koch im Umgang mit der Säure bisher überzeugen konnte, darf es zum Abschluss die Tarte au Citron (6 Euro) sein. Wieder heikles Terrain - im Spiel von Süße und Säure kann vieles schief gegen. Das Urteil wird den geneigten Leser nicht überraschen. Auch die Macaron, die man stückweise (3 Euro) erstehen kann, sollte man zum Espresso probieren. Empfehlung: Veilchen.
Zuvor residierten an der feinen Adresse übrigens Nobel-Italiener. Fazit: So ein bisschen Paris steht Linz hervorragend. Nicht nur an Montagen.
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