Brucknerhaus: Neuer Aufsichtsratschef bringt neue Details ans Licht

Brucknerhaus: Neuer Aufsichtsratschef bringt neue Details ans Licht
Meinhard Lukas deckt auf, dass Bürgermeister Luger eine zweite Whistleblowermeldung versanden hat lassen.

Kontrollamtschef Georg Redlhammer (Neos) adelt in einer ersten Reaktion auf die ersten Ergebnisse der Arbeit von Meinhard Lukas, dem ehemaligen Rektor der JKU, als Aufsichtsratsvorsitzender der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA), zu der das Brucknerhaus zählt: "Der Brucknerhaus-Columbo setzt Puzzle für Puzzle ein Sittenbild zusammen, das unter dem ehemaligen Bürgermeister Klaus Luger herrschte."

Und er hat offenbar nicht unrecht. Denn in akribischer Kleinarbeit und mit juristischer Spitzfindigkeit und detektivischem Gespür hat Lukas in 14 Tagen Dinge ans Tageslicht gebracht, die zuvor nicht gesehen oder nicht beachtet wurden - wie es der berühmte Fernsehkommissar gerne gemacht hat. 

Luger ließ Meldung zu Kerschbaum "versanden"

Auf über 40 Seiten hat er die Abläufe rund um die Bestellung Kerschbaums dokumentiert und dabei entdeckt: dass nicht nur eine, sondern zwei Whistleblower-Meldungen im November eingingen. 

Denn neben jener bekannten zum Hearing auch eine bezüglich der Complianceverstöße. Letztere habe der frühere Bürgermeister Klaus Luger aber versanden lassen, obwohl der Informant die Vorwürfe mit Dokumenten belegte, und zudem gesetzlich Anspruch auf Antwort hat. 

Bei den Compliance-Vorwürfen geht es um In-Sich-Geschäfte, Nebenbeschäftigungen, Vergabevorgänge, Spesen- und Reiseabrechnungen. Der Whistleblowermeldung waren Verträge zu den Sänger-Engagements Kerschbaums und seiner Gattin angeschlossen gewesen. 

Lukas wundert sich am Freitag auch, dass auch das Kontrollamt, das die Causa Hearingfragen prüfte, sich offenbar nicht die Whistleblowermeldung dazu besorgt hatte - denn dann wäre wohl auch das Kontrollamt auf die zweite Meldung gestoßen.

Teurer Brucknerhaus-Intendant

Etwas mehr Licht liegt jetzt auch auf den Verträgen Kerschbaums. Dieser sei um 22 Prozent höher dotiert gewesen als jender des Vorgängers. Und der Vertrag wurde 2022 um weitere 12 Prozent aufgefettet. 

Lukas: "Zudem wurden Kerschbaum nicht nur die Intendanz des „jOpera“-Festivals in Jennersdorf sowie Engagements als Sänger genehmigt, sondern auch seine eigene Eventmanagementfirma - letzteres dürfte der Aufsichtsrat aber nicht gewusst haben."

Einen weiteren Aspekt, der nicht bekannt war, liegt jetzt am Tisch: Denn mit Kerschbaum wurde offenbar auch eine weitere Person "eingekauft". Und zwar jene Person, die an Kerschbaums Konzept zur Bewerbung als Künstlerischer Direktor mitgearbeitet hatte.

Erfolgreiches Konzept nicht von Kerschbaum

Denn Kerschbaum hatte sich - unübersehbar - verpflichtet, die Inhalte nur mit dem später unter Kerschbaum angestellten Dramaturgen umzusetzen: „Das gilt insbesondere für eine Umsetzung der Konzeption(en) durch das Brucknerhaus“, wird explizit festgehalten. „Das ist niemandem aufgefallen in der Hearing-Kommission, auch nicht dem Personalberater", wundert sich Lukas.

Pikant auch die Posse um das Rechtsgutachten zum dem von Luger an Kerschbaum geleakten Hearing-Fragen. Obwohl Luger selbst die undichte Stelle war, behauptete er stets, Kerschbaum habe die Fragen von „unbekannter Seite“ bekommen und gab sogar ein Rechtsgutachten um 15.884,29 Euro (netto) - zu dem Thema in Auftrag.

Zwar lag ein Entwurf des Gutachtens bereits im Jänner 2023 vor, die endgültige Ausfertigung erfolgte aber erst einen Tag, nachdem der „Falter“ bei Luger in der Causa angefragt hatte.

Schriftlicher Vermerk mit Hinweis auf Luger?

In dem Papier heißt es explizit, dass man den Absender nicht feststellen konnte, auch das Kontrollamt hatte das zuvor nicht können. Dass der Absender gar nicht so „unbekannt“ war, wurde erst durch die geleakten Chats im August publik.

Aber "Columbo" Meinhard Lukas hat auch dazu ein pikantes Detail entdeckt: "Es hätte bereits wesentlich früher Anhaltspunkte gegeben, die offenbar niemand sehen wollte: Bereits in der Whistleblower-Meldung fand sich die an Kerschbaum weitergeleitete Datei mit der Fragenliste - und darauf ist ein handschriftlicher Vermerk, der durchaus als Ansatzpunkt für eine Recherche zur Person des Versenders geboten hätte." 

Die Linzer SPÖ zeigte sich mit den ersten Ergebnissen zufrieden. Stefan Giegler, SPÖ-Fraktionsobmann, mahnt aber dennoch: „Es braucht einen verantwortungsvollen Umgang aller. Wenn auch schnell agiert werden muss, warne ich trotzdem vor Schnellschüssen. Insbesondere darf die Belegschaft der LIVA, die täglich gute Arbeit leistet, nicht durch entbehrliche politische Aussagen mancher Fraktionsvertreter im Rahmen des Bürgermeister-Wahlkampfes verunsichert werden.“

Und meint damit wohl die ÖVP, die Meinhard ebenfalls lobt: „Nach langer SPÖ-Blockadehaltung und -Verzögerung wird nun schrittweise damit begonnen, die Vorfälle rund um den Rücktritt von Klaus Luger professionell aufzuarbeiten."

Jetzt gelte es, auch im Kontrollausschuss weiter an der Aufklärung zu arbeiten. Gemeinderat Michael Obrovsky: "Damit der Sumpf der SPÖ in Linz ausgetrocknet wird, wird noch ein langer Weg zu gehen sein. Nur mit einer vollständigen Aufarbeitung können die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt und das Vertrauen der Linzer wieder hergestellt werden.“

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