Wirbel unter Wirten in Linz: Oberwirt neu, Promenadenhof bleibt
Der Oberwirt hat eröffnet. Zwar mit Verspätung, dafür mit umso mehr Pomp und Trara. Aber auch mit einer etwas unangenehmen Begleitmusik. Aber der Reihe nach.
Philipp Kaufmann ist dabei, eine große Nummer in der Linzer Gastronomieszene zu werden. Wenn er es nicht schon ist. Spätestens mit der Übernahme des Gasthauses Oberwirt im Linzer Stadtteil St. Magdalena nennt er eines der bekanntesten Wirtshäuser der Stadt sein Eigen.
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Kein einfaches Unterfangen, diese Gastwirtschaft wieder zum Leben zu erwecken. Zu oft haben Pächter nach einer glorreichen Zeit ihr Glück erfolglos versucht.
Kaufmann glaubt daran. Auch wenn sich die Eröffnung um ein halbes Jahr verzögert hat und er am großen Tag wegen einer Lungenentzündung passen musste.
„Als bekannt wurde, dass wir den Oberwirt übernehmen, haben ich viele euphorische Reaktionen bekommen, aber auch viel Kritik, was alles geändert werden müsste“, erinnert er sich.
Was ihn bei der Umsetzung des Projektes zu einer Planänderung bewogen habe: „Die Leute haben sich eine außergewöhnliche Location gewünscht.“ Deshalb sei viel mehr umgebaut worden, als geplant.
Legendumrankte Geschichte
Der Oberwirt lebt natürlich noch von seiner legendenumrankten Geschichte. Und den Geschichten, die über das Wirtshaus, und viel mehr, was darin passiert ist, erzählt werden.
Schwelgen in der Vergangenheit will der neue Oberwirt nicht. Fast alles neu, war die Devise. Ob es gefällt? Muss jeder für sich entscheiden. Die Lage? Ein Traum.
Von der Jägerstätterstraße kommend beim „leidenden Heiland rechts abbiegen und den steilen Pferdeeisenbahnwanderweg zur Pferdebahnpromenade rauf, eröffnet sich auf der Oberwirt-Terrasse ein spektakulär schöner Blick auf Pöstlingberg und Linz.
OÖ auf der Karte
Küche und Karte versprechen oberösterreichische Kost. Zur Eröffnung gibt es Kesselheiße, Puszta-Krainer, Weißwurst, Waldviertler, alles aus der Mühlviertler Schmankerl-Werkstatt Fischelmaier. Garniert mit Krautsalat. Einfach, aber gut, ist es der „Signature-Dish“ – sonntags am Stammtisch um 8,90 Euro.
Schnitzel gibt es im Dreierpack – Huhn, Schwein und Kalb um 22,90 Euro, das Innviertler gemischte Brat’l besteht klassisch aus Schopf und Bauch und kommt um 9,90 Euro auf den Tisch. Und die Holzknechtnocken nach Ischler Rezept gibt es süß oder pikant.
Vegetarisch geht übrigens auch. Linsen-Spinat (9,90 Euro) etwa, oder Breslkarfiol (8,90 Euro). Insgesamt ist die Karte „A runde Soch“, und sogar die gibt es zum Essen: Das ist nämlich ein Karussell aus Haschee-, Grammel-, Speck- und Blunz’n-Ködel (12,90 Euro).
Wenn mehr essen wird es billiger
Besonderes Schmankerl: Bestellen zwei Gäste das gleiche Essen, wird es billiger. Die Schnitzeltrilogie kostet dann pro Person um zwei Euro weniger, bei den günstigeren Gerichten ist es ein Euro.
Das Projekt Oberwirt hat Kaufmann aber wohl bei anderen Gastronomieprojekten ein wenig gebremst. Beim Promenadenhof etwa.
Seeber ist grantig
Denn hier haben er und der jetzige Betreiber Robert Seeber ein halbes Jahr lang verhandelt. Mit dem Ergebnis, dass es kein Ergebnis gibt. Wie es dazu gekommen ist, darüber scheiden sich die Geister.
Seeber ist nämlich richtig grantig auf den Oberwirt. Also nicht auf das Gasthaus – mit diesem wünscht er Philipp Kaufmann viel Erfolg, auch wenn er vom Konzept noch nicht überzeugt ist. Aber auf Kaufmann.
„Wir sind von ihm zum Narren gehalten worden“, ärgert sich Seeber, „der hat Scheinverhandlungen mit uns geführt.“ Geschäftsschädigend sei das gewesen: „Ich habe so etwas in 45 Jahren nicht erlebt. Wir haben auf seinen Wunsch hin auch mit niemand anderem verhandelt, und viele Reservierungen im Jänner sind jetzt weg.“
Denn im Jänner wird Seeber jetzt den Promenadenhof doch selbst weiterführen. Und zwar bis zum Umbau, der Anfang 2025 beginnen soll. Und vielleicht auch danach.
Seeber überlegt, nach Umbau weiterzumachen
„Ich habe den Vertrag mit der Brauunion, ohne mich geht da gar nichts“, gibt er sich kämpferisch und ergänzt: „Ich habe einige Betriebe mit jungen Partnern, vielleicht machen wir den Promenadenhof nach dem Umbau selber weiter.“
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Jetzt seien Mitarbeiter wie Gäste einmal froh, dass es mit dem Promenadenhof weitergehe, sagt Seeber. Gegen Kaufmann unternehmen will er nichts. „Ich will nicht zwei Jahre herumstreiten.“
Das will Kaufmann auch nicht, der Seeber Rosen streut: „Der Promenadenhof ist ein super Betrieb, ich hätte ihn gerne übernommen.“ Im Immobiliengeschäft sei es üblich, dass man verhandle und es nicht immer zu einem positiven Abschluss komme.
Lindbauer als Kaufmanns nächstes Projekt
Apropos Abschluss: Das Wirtshaus Lindbauer bei der Neuen Eisenbahnbrücke, das die Stiftung der Kaufmanngruppe um drei Millionen Euro gekauft habe, wurde auch zurückgestellt. Der Renovierung startet jetzt, vor März wird dort wohl nicht geöffnet.
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