Wer sich dieser Tage mit dem Auto nach St. Magdalena in Linz-Urfahr hinaufschlängelt, der könnte enttäuscht sein. Der Oberwirt, der gleich hinter der Serpentine im Blickfeld auftaucht, wirkt noch immer verlassen. Eigentlich hätte das Kult-Wirtshaus unter neuem Pächter bereits im Juni wieder eröffnen sollen. Doch es kam anders.
Geschnappt hat sich im Mai die Gaststätte die Kaufmann-Gruppe, die in Linz bereits mehrere Lokale betreibt. Die Sanierungsarbeiten nahmen – nach anfänglicher Euphorie – jedoch mehr Zeit in Anspruch als erwartet.
Immerhin wolle man behutsam und nachhaltig erneuern, wie es heißt: So soll die Innenausstattung mit bereits vorhandenen Materialien wie Polstern, Bildern und Spiegeln aufgehübscht werden, sagt Alexander Vogel, Co-Geschäftsführer von Pächter Philipp Kaufmann. Einzig bei den Tischen werden die Platten ausgetauscht. „Grundsätzlich wollen wir alles in irgendeiner Form wiederverwenden“, betont Vogel, „denn die Leute sollen noch das Gefühl haben, es ist ihr Oberwirt.“
Der Flair des alten Wirtshauses soll also trotz des neuen Anstriches nicht verloren gehen. „Wir haben gesehen, dass der Oberwirt geradezu ein Sehnsuchtsort ist“, sagt Philipp Kaufmann.
Der Oberwirt ist ein Linzer Kultwirtshaus. Lange Jahre stand hier das traditionelle Gasthaus Reichl, im Jahr 1999 kaufte die Stadt das Gebäude – und verpachtete es seither an verschiedene Betreiber. (Und mit verschieden großem Erfolg.)
Alt und neu zugleich
Unter dem neuen Pächter öffnet das Gasthaus nach fast drei Jahren Pause wieder seine Pforten. Am 27. Oktober soll es losgehen. Aufgrund des dreijährigen Leerstandes gebe es „viel zu tun“, sagt Gastro-Unternehmer Vogel: „Deshalb wollten wir nicht überhastet eröffnen, sondern den Oberwirt auf so gute Beine wie möglich stellen.“
Gelingen soll das auch mit einer „eigenen Handschrift in der architektonischen Gestaltung“. Darum soll sich Architekt Denis Kosutic kümmern. Dabei möchte der neue Pächter frisches und traditionsbewusstes Design miteinander verbinden.
Bei den Gerichten setzt man auf österreichische Küche. So werde es laut Vogel sowohl eine Jausenkarte (wie beim Heurigen) als auch Klassiker – etwa Schnitzel und Schweinsbraten – geben. Natürlich alles „regional mit Produkten aus der Umgebung“.
Gaststätten
Die Kaufmann-Gruppe, die ursprünglich auf dem Immobilienmarkt tätig war, betreibt mittlerweile viele Lokale in Linz.
So führt Philipp Kaufmann seit Jänner den Lunzer-Wirt am Vöest-Gelände in der Lunzer Straße als klassisches Wirtshaus mit Hausmannskost.
Das Beenie.all day ist ein kleines Caféhaus in Urfahr, wo Kaffee und Kuchen im Vordergrund stehen.
Museumslokal
Beim Bistro Cubus im dritten Stock des Ars Electronica Centers gibt es eine Aussicht auf die Donau und auf Linz.
Neu
Der Oberwirt und das Lindbauer sollen demnächst dazukommen.
Warten beim Lindbauer
Geöffnet hat der Oberwirt im ersten halben Jahr nur dreieinhalb Tage pro Woche – von Donnerstagabend bis Sonntag. Die restlichen Tage ist die Gaststätte als Eventlocation vorgesehen. „
Wir wollen uns auf die Vereine, Nachbarn und die Umgebung einlassen“, begründet Vogel die Entscheidung. Auch auf Mittagsmenüs müssen die Gäste zu Beginn noch verzichten, „je nach Frequenz werden diese eventuell eingeführt“. „Sankt Magdalena dürstet wieder nach einem Gasthaus, wir freuen uns, wenn wir die Gäste endlich begrüßen können.“
Noch warten heißt es übrigens auch beim Lindbauer an der Linken Brückenstraße – ebenfalls ein Traditionsgasthaus, das die Kaufmann-Gruppe übernommen hat. Dieses Objekt hat sie allerdings gekauft. Die Übergabe habe sich verzögert, werde laut Vogel aber „in den nächsten Tagen“ über die Bühne gehen.
Vorgehen wollen die Gastro-Unternehmer wie beim Oberwirt: „Wir wollen möglichst viel erhalten, aber natürlich jene Dinge, die in die Jahre gekommen sind, sanieren und erneuern.“ Als Eigentümer stehe man jedoch in der Verantwortung, es mehr als nur zu „behübschen“.
Doch warum eigentlich gleich zwei Wirtshäuser in Urfahr? „Weil wir dem großen Gasthaussterben entgegentreten wollen“, sagt Vogel. „Wir sehen massiven Bedarf in der Gegend und finden es schade, wenn solche Häuser verkommen.“
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