Warum in Linz bald Herzen transplantiert werden könnten

Operation am offenen Herzen
Die lange Narbe am Brustkorb erzählt die Leidensgeschichte. Ein krankes Herz wurde gegen ein gesundes herz ausgetauscht. Herztransplantationen finden derzeit in Wien, Innsbruck und Graz statt.
Geht es nach Andreas Zierer, dem Vorstand der Uniklinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie im Keplerklinikum in Linz, soll sich das bald ändern.
Kürzlich wurde seitens des Landes Oberösterreich ein Antrag bei der Bundeszielsteuerungskommission eingereicht, dass auch in Linz Herzen transplantiert werden dürfen, denn "wir können das und wir wollen das", sagt Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP).
Zwischen 2019 und 2023 wurden in ganz Österreich 311 Herzen transplantiert, 53 der Betroffenen kamen aus Oberösterreich.
Von künstlichen und menschlichen Herzen
"Die Herztransplantation am Kepler Uniklinikum ist der finale, logische Schritt. Wir haben genug Chirurginnen und Chirurgen, die diese Technik beherrschen, wir haben alle technologischen Voraussetzungen, die es dafür braucht", bestätigt auch Franz Harnoncourt, Geschäftsführer der Uniklinik.

Herz-Operation in Linz
Im Juni soll die Entscheidung der Kommission fallen, es müssen auch die politischen Gesundheitsverantwortlichen aus den acht anderen Bundesländern zustimmen.
Kommen alle Beteiligten zu einem positiven Ergebnis, könnten in Linz Ende 2026 die ersten Herzen transplantiert werden - die ersten menschlichen Herzen. Kunstherzen, das sind ausgeklügelte Unterstützungssysteme, die aufs marode Menschenherz operiert werden, werden in Linz bereits seit 2019 eingesetzt.

Andreas Zierer
"Prinzipiell ist eine Herztransplantation nicht die schwierigste Herz-OP, die es gibt. Aber die Logistik rundherum muss funktionieren", erklärt Experte Andreas Zierer. Die Entnahme des Spenderherzens muss perfekt eingetaktet sein, das Herz selbst soll sich nur möglichst kurz außerhalb des Körpers befinden und muss dabei speziell gelagert und geschützt sein.
Training im Vorfeld
Das werde alles im Vorfeld trainiert, zusätzlich seien Rotationen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Transplantationszentren geplant. "Damit wir dann einen aufgeregten, reibungsfreien Start hinlegen können", so Zierer.
Die Nierentransplantation ist die häufigste Transplantation, wobei bei diesem Organ sowohl eine postmortale Spende als auch eine Lebendspende in Frage kommt. Ursachen, warum eine Nierenspende benötigt wird, sind Organschäden, ausgelöst durch Bluthochdruck, Diabetes, schwere Infektionen, angeborene Erkrankungen aber auch schwere Nebenwirkungen von Medikamenten.
Wartezeiten
Die Zahl der verfügbaren Spende-Organe ist in Österreich traditionell höher als in anderen Ländern, sie ist zuletzt allerdings deutlich zurückgegangen. Neben Bemühungen, diesen Trend zu stoppen, werden auch technologische Entwicklungen immer wichtiger, um mit der knappen Ressource Spende-Organ möglichst effizient umgehen zu können. 244 Patientinnen und Patienten warten derzeit in Innsbruck auf eine Nierentransplantation. Österreichweit sind es 659. Die durchschnittliche Wartezeit für eine Nierentransplantation in Innsbruck beträgt aktuell ca. 2,6 Jahre.
Wie viele?
"5.000 erfolgreich transplantierte Nieren – damit erreicht die Innsbrucker Universitätsklinik einen österreichweiten Meilenstein. Möglich wird das durch innovative Ansätze wie die Maschinenperfusion, gezielte Förderschwerpunkte und durch das Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis. Herzstück sind allerdings unsere hochspezialisierten Fachkräfte“, betont Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.
Am Kepleruniklinikum werden jährlich die meisten herzchirurgischen Eingriffe in ganz Österreich durchgeführt, 1.500 Operationen unter Einsatz der Herz-Lungenmaschine meistert das Team. Auch das Kinderherzzentrum ist europaweit bekannt.
Manche Patientinnen und Patienten, die hier teils schon vor der Geburt und die gesamte Kindheit über betreut werden, brauchen früher oder später ein neues Herz. Die gesamte Versorgungskette ist also vorhanden - es fehlt nur noch der letzte Schritt der Transplantation selbst.
100 Menschen stehen derzeit in Österreich auf der Warteliste für ein neues Herz. "Damit ihnen schneller geholfen werden kann, macht ein Transplantationszentrum in Linz ebenfalls Sinn", appeliert Gesundheitslandesrätin Haberlander an die Entscheidungsträger
Falls es in Linz also Ende 2026 losgehen darf, werden anfangs 10 bis 15 Transplantationen, im Vollausbau dann 20 bis 25 pro Jahr erwartet.
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