Konferenz in Kapstadt: Grüne Technologien aus OÖ gefragt
Michaela Langer-Weninger in Kapstadt.
„Wir sind eine ganz eigentümliche Gemeinschaft. Eigentlich gibt es das nirgendwo anders.“ Mit diesem launigen Statement eröffnete der bayrische Ministerpräsident Markus Söder Anfang vergangener Woche den Regional Leaders’ Summit in Kapstadt.
Die Konferenz, kurz RLS, wird auch als Allianz der Powerregionen bezeichnet. Alle zwei Jahre treffen Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Regionen aufeinander, um sich auszutauschen und in verschiedensten Bereichen zu kollaborieren.
„Es geht um die großen Fragen, die uns alle beschäftigen. Und es geht darum, dass wir auch in Krisen im Gespräch bleiben, um gemeinsam Positives zu erreichen“, sagt Michaela Langer-Weninger (ÖVP), Agrarlandesrätin. Eigentlich hätte Christine Haberlander – wie auch bei den Konferenzen davor – Oberösterreich in Südafrika vertreten sollen.
Aufgrund der Causa um die unbehandelten Notfälle samt tödlichem Ausgang in den vergangenen Wochen war aber ihre Anwesenheit beim Krisengipfel der Gesundheitslandesrätinnen und -räte gefragt. Langer-Weninger übernahm trotz kurzer Vorbereitungszeit souverän.
Grüner Stahl hoch im Kurs
Abgesehen von Oberösterreich zählen Bayern, Shandong in China, Québec, Georgia, São Paulo und eben Westkap zum RLS. Gesamt umfassen die sieben Regionen 200 Millionen Menschen und liefern vier Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
Für Oberösterreich, einer der kleinen Player im Zusammenschluss, ist der RLS vor allem eine Möglichkeit, wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. „Wir haben bemerkt, dass die anderen sehr interessiert sind an den grünen Technologien, die wir haben, speziell am grünen Stahl“, resümiert Langer-Weninger.
20 Mio. Euro an Fördergeldern
Auch im Bereich der Wissenschaft spielt OÖ gut bei den Großen mit. Für Forschungsprojekten im Rahmen von RLS Science, einem Zusammenschluss von Forschenden aus den Regionen, konnten in den vergangenen Jahren rund 20 Mio. Euro an Fördervolumen auf den Weg gebracht werden – unter anderem auch für Energieprojekte an der Linzer Kepleruni.
Mit ihren Unterschriften bestärkten die Verantwortlichen zum Abschluss der Konferenz am Mittwoch ihr Bekenntnis zur weiteren Zusammenarbeit. Nur Markus Söder postete zu diesem Zeitpunkt in sozialen Medien Spiegelei und Leberkäse mit Kartoffelsalat, Breze und süßem Senf aus der Heimat: „Hatte heute einfach Heißhunger auf was Bayrisches.“
Priscilla Mazibuko war in der oö. Luxusgastronomie tätig.
Von Kapstadt an den Wolfgangsee: 25-jährige Priscilla Mazibuko war drei Monate in OÖ
Austausch. Wenn sie in den Räumlichkeiten von Cooktastic von den Abenteuern und Erlebnissen der vergangenen drei Monate in Oberösterreich erzählt, strahlt Priscilla Mazibuko. Eigentlich hat sie sich einen Schummelzettel geschrieben, weil „ich sehr schüchtern bin, wenn ich vor vielen Menschen sprechen soll“.
Ihre Notizen braucht die Südafrikanerin nur kurz, dann fließt alles. Cooktastic ist ein gemeinnütziges Ausbildungs- und Sozialunternehmen mit Unterstützung aus Österreich. Jugendliche aus den Armenvierteln der Stadt bekommen die Möglichkeit, ein gastronomisches Trainingsprogramm zu absolvieren, das ihnen anschließend weitere Möglichkeiten am Arbeitsmarkt ermöglichen soll.
Viel Wärme und Herzlichkeit
Für jene, die besonders hervorstechen, gibt die Möglichkeit auf Praktika im Ausland. Deswegen sitzt Priscilla nun mit einem Kapperl mit der Aufschrift „Kaiservilla Bad Ischl“ in Kapstadt. Sie hat nicht nur drei Monate in der Küche des Hotels Scalaria am Wolfgangsee mitgearbeitet, sie ist auch in den Zug gestiegen, um das Salzkammergut und Österreichs größte Städte zu erkunden. „Zuerst war natürlich alles neu und auch beängstigend für mich. Aber dann habe ich sehr viel Wärme und Herzlichkeit in Österreich erlebt. Und das hat bewirkt, dass ich mich wie zu Hause gefühlt habe.“
Do you speak English?
Nicht immer lief alles glatt, immer wieder gab es Verständigungsprobleme im Alltag, weil Englisch nach wie vor für einige Menschen in Österreich herausfordernd ist. „Ich habe mich in Gmunden verlaufen, ich habe geweint, weil ich nicht mehr weiterwusste. Ich habe um Hilfe gebeten, aber die Menschen haben mich nicht verstanden. Eine sehr nette Frau hat mir schließlich den Weg gezeigt.“
An jene Kolleginnen und Kollegen bei Cooktastic, die ihren Erzählungen lauschen, richtet sie einen berührenden Appell: „Wenn ihr die Gelegenheit habt, Erfahrungen im Ausland zu sammeln, ergreift sie mit beiden Händen. Es ist manchmal hart, aber es ist unglaublich wertvoll.“
Heidi-Lee Nichols (2. v. re.) bei ihrem Besuch in OÖ
Landwirtschaft als verbindendes Element
Austausch II. Zwei Wochen war Heidi-Lee Nichols vergangenes Jahr in Oberösterreich unterwegs. Besonders beeindruckt war sie vom biologischen Zugang und vom „gesunden Lebensstil“ der Menschen.
Mittlerweile ist die 22-jährige Südafrikanerin Absolventin des Elsenburg Agricultural Training Institutes, eine Art Agrar-FH mit 600 Studierenden. Der Austausch funktioniert aber nicht einseitig.
Erst im Oktober waren acht Schülerinnen und Schüler samt Lehrpersonal aus OÖ in Südafrika, um dort den Zugang zur Landwirtschaft samt allen Besonderheiten kennenzulernen. Der Schüleraustausch findet zwischen den Höheren Landwirtschaftsschulen HBLA Elmberg und HBLA St. Florian und eben der Elsenburg Schule in Westkap statt. Nicht nur die oö. Landwirtschaft hat bei Heidi-Lee Nichols einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Hallstatt war wunderschön.“
Christian Altmann von Business Upper Austria.
China-Konferenz 2023: Das ist geblieben
Rückschau. Vor Kapstadt war Shandong an der Reihe. Jedes zweite Jahr richtet eine der beteiligten Regionen die RLS-Konferenz aus. 2023 war deshalb eine Delegation rund um Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, ÖVP, in der chinesischen Provinz zu Gast.
In der Rückschau analysiert Christian Altmann von der oö. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria, was vom Besuch vor zwei Jahren geblieben ist: „Die großen Betriebe in China sind meist politisch besetzt. Bei unserem Besuch 2023 konnten wir viele persönliche Kontakte knüpfen, die noch immer als Türöffner wirken.“ Denn der persönliche, wertschätzende Kontakt auf Augenhöhe sei unter chinesischen Wirtschaftstreibenden sehr wichtig. Auch wenn man in anderen Provinzen wirtschaftlich vorankommen wolle, helfen die Kontakte, die 2023 geknüpft wurden.
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