Kleiner griechischer Fels in der Brandung am Linzer Hofberg

Laufend trudeln Negativmeldungen aus der Gastroszene in Linz ein. Das "Rauner" schließt im Sommer von sich aus, die "Wirtsleut' im Leopoldistüberl sind insolvent" und haben geschlossen, die Stadt kündigt fristlos die Verträge des Oberwirt und des Cubus, weil sie ihre Pacht nicht zahlen.
Am Hofberg, in einem der ältesten Häuser in der Linzer Altstadt, nahe der Donau gelegen, steht hingegen das Restaurant "Zum kleinen Griechen" wie ein Fels in der Brandung. Und es ist wirklich klein, dieses Restaurant, das es seit über 40 Jahren am gleichen Ort gibt, Andreas Mair betreibt es seit 38 Jahren selbst, derzeit mit drei Hauben.
Das Alter ist weder dem Lokal noch den Wirtsleuten anzumerken, im Gegenteil. Der Wirt kennt seine Gäste, im kleinen romantischen Gastraum im idyllischen Gewölbe fühlt sich auch der Gast, der erstmals kommt, sofort wie zu Hause.

Im Restaurant "Zum kleinen Griechen"
Keine 20 Plätze oben, weitere 20 im Keller. Nicht viel. Dafür hat der Wirt Zeit, auf jeden Gast einzugehen.
Kroatische Autodidaktin in der Küche
Griechen sind allerdings weder er noch seine Frau Renata, die fröhliche und freundliche Kroatin, die sich das Kochen selbst auf unnachahmliche Weise beigebracht hat. Das lässt schon das Gedeck (6,90 Euro) erahnen.

Lachskaviar, hausgemachtes Brot mit Koriander, Kümmel und Oregano
Selbstgebackenes Brot im Körbchen, es duftet nach Koriander, Kümmel und Oregano, und schmeckt auch so. Da bräuchte es den würzigen Lachskaviar (der ist eine Wucht) eigentlich gar nicht dazu.
Kleines Lokal, große Auswahl
Die griechische Empfehlung zum Aperitif: Ouzo mit Feige (8,90 Euro), dann geht es an die Speisekarte. Verständlich, aber schade: Das Saisonmenü (fünf Gänge um 89 Euro) gibt es nur tischweise, dabei wären die Jakobsmuschel mit Chorizo, Trüffelkartoffelchips und Orangen-Tonkabohnensauce sicher ein Erlebnis gewesen.
Doch schon der mediterrane Vorspeisenteller (20,90 Euro) und der lauwarme Oktopus-Kartoffel-Salat entschädigen. Schmackhaftes Tsatsiki, herrlich knackiges Gemüse, einheimischer Lachs, Garnele - Herz, was willst du mehr?

Vorspeisenteller und Oktopus
Ah, das Muschelsulz war auch dabei - selbst für jemand, der Sulz meidet eine lukullische Überraschung - und Oktopus wird sich künftig in jeder anderen Variante schwer tun, zu gefallen.
Frischer Fisch im "kleinen Griechen"
Spannende Vorspeisen wie die Fischsuppe nach Renatas Art (17,90 Euro) mit Lachs, Gambas, Muscheln und Seeteufel müssen diesmal unangetastet bleiben, ebenso wie der überbackene Ziegenkäse mit Honig, Thymian & Rosenblättern auf gelben Rüben (16 Euro).
Schwer wird auch die Auswahl der Hauptspeisen. Der "kleine Grieche" steht für großen Fisch.

Der Seeteufel
Und der Seeteufel (36 Euro) ist ein großer Wurf. Fester bissfester Fisch, ganz ohne Gräten, auf Beluga-Linsen harmoniert er fein mit den Kapernbeeren.

Ravioli
Eine Empfehlung sind auch die Ravioli mit Büffelmilch-Ricotta und Babyspinat (19,90 Euro, als Hauptspeise 27,90 Euro), nicht nur wegen der edlen Trüffelchips.
Zum Abschluss locken die hausgemachten Desserts: Topfenteig-Datteltascherl mit Orangenjoghurtsauce etwa (12,90 Euro) oder Baklawa (9,90 Euro).

Andreas Mair
Worauf man sich bei Andreas Mair auf jeden Fall auch verlassen kann: Dass der passende Wein zum Essen kommt. Entweder selbst aus der schier unendlichen Weinkarte ausgewählt - oder man verlässt sich einfach auf den Patron des "kleinen Griechen".
Denn der hört kurz zu und macht dann schon einmal einen Retsina für ein Glas Wein auf, obwohl es den nicht offen gibt. Weil er dem Gast und zum Essen passt. Ein feiner Zug.
Und noch ein Detail am Rande: Das Olivenöl kommt direkt aus Griechenland, von den Olivenbäumen der Familie eines befreundeten Arztes aus Perg.
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