"Hitler" bei Magistratsfeier: Wieder rechtsextremer Vorfall in Wels
Es ist ein weiterer Vorfall, der schockiert. Mittlerweile einer von vielen. Kürzlich wurde bekannt, dass auf einer Welser Magistratsfeier im Sommer ein Bediensteter als Adolf Hitler aufgetreten ist. Auf dem im Internet kursierenden Foto ist zu sehen, dass ein anderer ihm noch den Scheitel zurechtzupft.
"Wir wissen, dass der Fall bis heute nicht zur Anzeige gebracht worden ist", sagt Werner Retzl von der Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa). Wie reagiert die Stadtpolitik?
Bürgermeister Andreas Rabl, FPÖ, erklärt: "Uns ist der Vorfall bekannt, wir kennen auch das Foto. Wir haben noch im Sommer ein Verfahren eingeleitet." Dabei habe sich herausgestellt, dass der Mitarbeiter stark alkoholisiert gewesen sei und sich den Bart nicht selbst aufgeklebt habe. Auch der Scheitel sei ihm von einer anderen Person gerichtet worden.
Verwarnung und Beratung
Auf die Nachfrage, ob denn die entsprechenden Personen bekannt seien, antwortet Rabl: "Es war uns nicht möglich, herauszufinden, wer das gemacht hat." Der Mitarbeiter auf dem Foto habe eine Verwarnung wegen seines Alkoholkonsums bekommen und die Aufforderung, eine Beratungsstelle aufzusuchen.
„Ein öffentlich Bediensteter im fortgeschrittenen Alter müsste auch nach ein paar Bier noch wissen, dass es widerlich ist, als Menschheitsverbrecher aufzutreten“, sagt Werner Retzl von der Antifa. Retzl wolle nicht dem Einzelnen schaden, sondern auf das Klima in Wels hinweisen, in dem derartige Vorkomnisse ohne Konsequenzen passieren könnten.
Auch die Grünen üben harsche Kritik: "Nazisymbolik hat in unserer Gesellschaft nichts verloren, selbstverständlich auch nicht auf einer offenbar hoch-promilligen Magistrats-Feier. Der ganze Vorfall muss gründlich untersucht, transparent aufgeklärt und mit echten Konsequenzen bedacht werden. Das heißt auch strikte Anwendung aller disziplinarischen Maßnahmen“, kommentiert die Grüne Rechtsextremismus-Sprecherin Anne-Sophie Bauer.
Schon im Herbst sorgte ein anderer Fall in Wels für Aufsehen. Ein hochrangiger Beamter des Welser Magistrats soll auf einer Hochzeitsfeier „Ausländer raus“ gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben.
Ein internes Verfahren gegen den Juristen, der auch Mitglied derselben Burschenschaft wie der Welser Magistratsdirektor Peter Franzmayr ist, wurde bald eingestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit noch. Ob die Beweise ausreichen, wird sich zeigen.
Aktuell beunruhigen auch antisemitische Schmierereien in einem Welser Park: Ein unbekannter Täter oder eine unbekannte Täterin hat eine städtische Parkanlage in Wels-Neustadt mit einem "Tot den Juden"-Schriftzug und anderen Schmierereien verunstaltet. Die Entfernung derselben scheint schwierig zu sein.
"Es scheint ein Zusammenhang zum aktuellen Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu bestehen", sagt Bürgermeister Andreas Rabl. Diese Schmierereien seien inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.
Eine Entfernung mit herkömmlichen Mitteln gestaltete sich schwierig, deswegen wurde eine Spezialfirma beauftragt, die bereits den ersten Reinigungsdurchgang vorgenommen hat. Da die Schmierereien noch nicht vollständig entfernt werden konnten, wird es einen zweiten Termin in den kommenden Tagen geben.
Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wurde bereits erstattet.
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