Gefährdeter Rotmilan breitet sich in Oberösterreich weiter aus

Ein Rotmilan fliegt vor blauem Himmel.
Die Vogelschutz-Organisation BirdLife sieht allerdings mehr Potenzial und warnt vor illegaler Verfolgung.

Der vormals über Jahrzehnte hindurch ausgestorbene Rotmilan breitet sich weiter aus. Nach ersten, einzelnen Bruten im Jahr 2016 haben die Experten von BirdLife Österreich im Zuge des landesweiten Artenschutzprojektes heuer erstmals 40 Brutplätze, darunter zwölf neue gefunden.

Der Landesbestand hat damit leicht zugenommen und wird nun auf 60 bis 80 Paare geschätzt. „Es mag der Eindruck entstehen, dass es sich dabei um einen starken Bestand in Oberösterreich handelt“, sagt Hans Uhl, Projektleiter bei der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich.

"Platz für mehr Rotmilane"

Doch der Vergleich mit dem Nachbarland Bayern zeige, dass dort der Rotmilan mehr als doppelt so häufig vorkomme. Bei einer rund sechsmal so großen Fläche leben rund 1.000 Paare. "Das zeigt: In Oberösterreichs Natur ist Platz für weitaus mehr Rotmilane", betont Uhl.

➤ Nationalpark Kalkalpen: Sense und Rechen statt Erdgasbohrer

Entscheidend für den regionalen Bestandsanstieg ist neben der Einwanderung aus anderen Teilen Mitteleuropas auch der Reproduktionserfolg der heimischen Rotmilane. Heuer erhoben Projektmitarbeiter in Oberösterreich, dass bei 31 Paaren 45 Jungvögel flügge wurden. Das ergibt im mehrjährigen Vergleich einen durchschnittlichen Bruterfolg von eineinhalb Jungvögeln je Paar.

Illegale Verfolgung

„Dieser Wert könnte weit besser sein, aber in mehreren Fällen mussten wir Störungen des Brutgeschehens durch Waldbewirtschaftung feststellen“, so Uhl. Weitere Verlustursachen von Gelegen und Jungen sind noch zu erforschen.

Auch illegale Verfolgung sei ein Thema. „Unsere Daten zeigen, dass die Verbreitung des Rotmilans im OÖ Alpenvorland vielfach dort regionalen Lücken aufweist, wo die meisten illegalen Verfolgungen bekannt wurden“, berichtet Uhl.

Es handle sich dabei um Teile der Bezirke Braunau, Schärding, Ried, Grieskirchen und Eferding. „In diesen Gebieten wäre eine höhere, juristische Aufklärungsrate der Greifvogelverfolgung dringend notwendig, begleitet von einer Aufklärungsarbeit bezüglich der positiven, ökologischen Rolle von Greifvögeln“, sagt der Ornithologe.

Vergiftung eines Rotmilans

Dass Rotmilane bejagt werden, zeige der Verlust eines in Schweden besenderten Rotmilans in Auerbach im April 2023, der höchstwahrscheinlich auf illegaler Verfolgung beruhe. Fast gleichzeitig wurde ein zweiter Rotmilan in Lambrechten (Bezirk Ried) getötet. Durch eine veterinärmedizinische Untersuchung des Forschungsinstitutes für Wildtierkunde und Ökologe konnte die Vergiftung mittels verbotenem Insektizid Carbofuran nachgewiesen werden.

Hans Uhl: „Das ist seit 2017 der nachweislich vierzehnte illegal getötete Rotmilan in Oberösterreich. Von einer weitaus größeren Dunkelziffer ist leider auszugehen, da nur ein Bruchteil der umgekommenen Vögel gefunden und gemeldet wird.“

➤ Mehr dazu hier: Tierhasser vergifteten zwei geschützte Rotmilane

Änderung im Jagdgesetzt gefordert

Daher fordert BirdLife Österreich die beteiligten Stakeholder sowie die Landesregierung auf, das aktuelle Jagdgesetz zu ändern. Die "dringend notwendigen Korrekturen des OÖ Jagdrechtes" wären laut der Vogelschutz-Organisation eine wesentliche Voraussetzung, um ein Verständnis für heimische Greifvögel generell, und speziell für bedrohte Arten wie den Rotmilan zu schaffen.

Kommentare