„Erfolg hat nur, wer Risiko eingeht“

Strugl inmitten seiner 220 KollegInnen, die aus 60 verschiedenen Ländern kamen
Michael Strugl. Die Denkweise im Silicon Valley ist eine völlig andere als die risikoaverse hierzulande

Michael Strugl strahlt die Gelassenheit des Wissenden aus. Der Landeshauptmannstellvertreter ist zurück aus der Welt der kalifornischen Privatuniversität Stanford, wo er gemeinsam mit 220 Managern aus 60 Ländern den sechseinhalbwöchigen Intensiv-Lehrgang „Stanford Executive Program für the Business School“ absolviert hat. Es ist das das Flagschiffprogramm für die Weiterbildung des Managements. Inhaltlich enthält es den verdichteten Stoff von zwei Semestern. „Das ist wie eine Hochdruckbetankung in der Formel 1“, sagt Strugl im KURIER-Gespräch.

Wie ist es ihm dabei ergangen? „Gut, aber es war auch eine große Herausforderung. Man wird von der ersten Minute an voll gefordert.“ Der Wecker läutete um 5.30 Uhr, von 6 bis 7 Uhr war Sport: Laufen, Schwimmen, Krafttraining, Yoga. Zum Frühstück und den anderen Mahlzeiten wurde ausschließlich gesunde Ernährung serviert. Gesunder Geist, gesunde Psyche, gesunder Körper.

Wettbewerb

Von 8 bis 19 Uhr standen die Lehr- und Arbeitseinheiten am Programm. Nach dem Abendessen musste der nächste Tag vorbereitet werden. Am Wochenende war frei, aber es stand die Vorbereitung in Gruppen für die nächste Woche an. „Der Kopf war total voll, man weiss oft nicht, wieviel noch hinein soll.“ Man sei mit den anderen im Wettbewerb. Selbst wenn man bei uns zu den Besseren gehört, ist man dort noch gar nichts. “ Durch den großen Druck sei eine Bindung untereinander entstanden, „das globale Netzwerk funktioniert noch immer“.

Neben den Inhalten und dem weltweiten Netzwerk habe er erfahren, wie das Silicon Valley funktioniert: Betriebe, Kapital, Wissenschaft, Forschung. „Auch wenn sie wie alle auf der Welt nur mit Wasser kochen, aber sie kochen sehr effizient. Das kann man lernen.“

Was hat er von den sechs Wochen mitgenommen? „Einmal den Content. Das ist wahnsinnig viel. Ich muss das nun nachstrukturieren und verdauen, denn das kann man in den sechs Wochen nicht. Ich ziehe nun die Sachen heraus, die für mich unmittelbar wichtig sind. Das Zweite sind die Kontake. Man studiert, feiert und lernt miteinander, das schweißt zusammen. Und ich habe eine andere Welt gesehen. Man lernt anders zu denken und andere Zusammenhänge zu sehen.“

Strugl inmitten seiner 220 KollegInnen, die aus 60 verschiedenen Ländern kamen

Strugl inmitten seiner 220 KollegInnen, die aus 60 verschiedenen Ländern kamen

Was kann er vom Gelernten für Oberösterreich mitnehmen, vor allem hinsichtlich des Ziels, die Championsleague zu erreichen? „Eine Erkenntnis, die nicht neu ist, wurde dort fundamental bestätigt: Ohne Spitzeneinrichtungen in Forschung und Ausbildung kommt man nie in die Championsleague. Stanford ist eine der besten Universitäten der Welt, sie ist ein unglaublicher Forschungs-Knotenpunkt, der die Entwicklung und die Region befeuert.“ Ist Stanford der Kern des Silicon Valley? „Ja, das kann man sagen, denn sehr viele Unternehmensgründungen sind Spin Offs der Uni und sehr viele Stanford-Leute arbeiten im Silicon Valley. Das ist ein Nukleus. Das Zweite ist Geld und Kapital. Es entscheidet die Frage, wie groß man wird. Das Stifungskapital von Stanford beträgt 14 Milliarden Dollar. Die Universität ist ausschließlich privat finanziert.Das heisst ohne Investition in Bildung und Forschung wird man nicht in die Championsleague kommen.“

Die Unternehmenslandschaft brauche auch Geld. „Es gibt kaum eine Region auf der Welt mit so viel Wagniskapital wie dort. Früher hat man gesagt, dass eine Unternehmensgründung mit einer Marktkapitalisierung von einer Milliarde Dollar ein paar Mal jährlich vorkommt. Mittlerweile sind es hunderte. Es ist eine Agglomeration von Kapital, das unfassbar ist. Man sagt im Fußball, Geld schießt keine Tore, aber man weiss, dass das nicht stimmt. Geld macht auch Forschung, macht Ausbildungund mach tUnternehmen.“

Viel schneller

Das Dritte, was er mitgenommen habe, sei die Denkweise. „Diese Typen arbeiten anders wie wir. Sie sind viel schneller und kommen viel schneller auf den Punkt. Es geht um Design-Thinking. Man überlegt, ob man eine Geschäftsidee hat und wie man sie zu Geld macht. Wie sieht die Gründung aus? Man macht ganz schnell Prototypen und testet sie am Markt. Wenn sie nicht funktionieren, macht man gleich ganz etwas anderes. Sie sagen, man darf scheitern, aber wenn man scheitert, bitte ganz schnell: fail fast und cheap. Dann probiert man es anders. Funktioniert es auch nicht, vergiss’ es. Diese schnelle Art zu denken und zu tun haben wir nicht.Weil wir einen andere kulturellen Hintergrudn haben, weil wir risikoavers sind. Wir wollen kein Risiko eingehen. Dort sind lauter Risk-Taker, sie sagen, ich gehe Risiko ein, das ist Teil meines Konzepts. Sie sagen, nur wenn man Risiko eingeht, hat man Erfolg.“

Alle großen Unternehmen wie Amazon, Apple etc. sind die zweiten, dritten oder vierten Gründungen.“

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