Nach Doppelmord eines Jägers: OÖ installiert "Einsatzgruppe in Lodengrün"

Zusammenfassung
- Nach einem Doppelmord durch einen Jäger in OÖ werden neue Maßnahmen und Forderungen präsentiert, darunter ein österreichweites Verwaltungsvorstrafenregister.
- Eine Beratungsstelle namens 'Einsatzgruppe in Lodengrün' wird in OÖ eingerichtet, um Konflikte frühzeitig zu klären und Deeskalation zu fördern.
- Generelle Psychotests für Jäger werden abgelehnt, stattdessen wird auf Weiterbildung und individuelle Überprüfungen bei Auffälligkeiten gesetzt.
Dieser Fall hat das ganze Land erschüttert: Ein Jäger hat in Oberösterreich zwei Jagdkollegen wegen eines jahrelang schwelenden Streits erschossen. Einer davon war der Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, Franz Hofer.
Schwer getroffen war auch die Jägerschaft in Oberösterreich. Landesjägermeister Herbert Sieghartsleitner sagte damals: "Das war das Kapitalverbrechen eines abartig veranlagten Menschen, eines Mörders. Es hat mit der Jagd insofern zu tun, als sie der Auslöser war."
Deshalb haben sich die Jäger auch zusammengesetzt und neue Maßnahmen erarbeitet. Diese wurden nun im Schloss Hohenbrunn, dem Sitz des OÖ Landesjagdverbandes und des Jagdmuseums, vorgestellt.
"Wir brauchen Jägerinnen und Jäger, um die einzigartige Landschaft zu erhalten", leitet ÖVP-Landesrätin Michaela Langer-Weninger ein und bringt im Zusammenhang mit der Ausstellung von Jagdkarten eine Forderung ein: Sie will ein österreichweites Verwaltungsvorstrafenregister.
Besserer Austausch der Behörden
Denn derzeit könnten die Bezirksverwaltungsbehörden nur auf jene Strafen zugreifen, die im eigenen Wirkungsbereich ausgestellt wurden, nicht jedoch auf jene anderer Bezirksverwaltungsbehörden.
Sprich: Besteht in Linz-Land ein Waffenverbot, könnte eine Person im Bezirk Perg einen Jagdschein machen, weil Verstöße in anderen Bezirken oder Bundesländern oft unerkannt bleiben, sagt Langer-Weninger.
"Einsatzgruppe in Lodengrün"
Neu ist auch eine neue, österreichweit einzigartige Beratungsstelle, die in Oberösterreich ausgerollt wird, als Ergebnis aus vielen Gesprächen nach dem Doppelmord, in dessen Zeichen auch der Bezirksjägertag in Rohrbach gestanden sei. "Wir schauen als Landesjagdverband genau hin", betont Sieghartsleitner, "wir wollen beratend beiseite stehen, bevor etwas eskaliert."
Das soll nun noch strukturierter erfolgen, sagt Sieghartsleitner und versichert, dass die Interessensvertretung keine Behörde sei. Die Beratungsstelle sei viel mehr eine unkomplizierte Möglichkeit, menschliche Befindlichkeiten rasch zu klären – wenn es problematisch wird.
Ansprechen, kein "Vernadern"
Die Jagdleiter sollten das erkennen, wenn Gesprächsbedarf in professioneller Weise bei auftretenden Problemen besteht und sich an diese institutionalisierte Stelle wenden.
Das dreistufige, sehr niederschwellige Beratungsmodell beinhalte eine erste Bewertung eines vertraulich gemeldeten Falls durch zwei Personen, Experten in Sachen Mediation.

Jagdmuseum Schloss Hohenbrunn
Sollte ein weiterführendes Gespräch nötig sein – etwa, wenn strafrechtlich relevante Themen oder behördliche Fragen vorliegen, wird eine Expertengruppe – die "Einsatzgruppe in Lodengrün" aktiviert.
Diese besteht aus einem Juristen der Staatsanwaltschaft, einem Polizisten, aus Jagdexperten, Psychologen und Mediatoren. Diese Gruppe führt erste Gespräche mit dem Antragsteller und entscheidet über weitere Maßnahmen und Schritte wie deeskalierende Gespräche oder die Weiterleitung an die Behörden.
Bislang gab es nur die Möglichkeit, bei Auffälligkeiten Behörden zu informieren: "Es geht definitiv nicht darum, dass jemand vernadert wird." Aber die Tauglichkeit für den Behalt von Jagdkarten muss aufrecht erhalten bleiben.
- 2024/25 waren in Oberösterreich 18.958 Männer jagdberechtigt, 2.443 Frauen. Bei den Männern war ein Zuwachs um 393 zu verzeichnen war, bei den Frauen um 195
- Insgesamt gibt es 21.401 aktive Jägerinnen und Jäger im Bundesland
- Das Durchschnittsalter der Jäger liegt bei 53 Jahren, jenes der Jägerinnen bei 44
- Die Jagd wird jünger: Bei den Männern, die 2023 die Jagdkarte gelöst haben, liegt das durchschnittliche Alter bei 36 (der jüngste ist 18), bei den Frauen bei 35 (die jüngste ist ebenfalls 18).
- Der Anteil der Frauen, die im Vorjahr die Jagdprüfung gemacht haben, lag bei 25 Prozent
"Mit der Beratungsstelle können wir kein Kapitalverbrechen verhindern, aber oft lässt sich Jahre zuvor bei einem schwelenden Begriff steuernd eingreifen", ist Sieghartsleitner überzeugt. Fix sei: Die Jägerschaft ist keine Gruppe, die eine hohe Gewaltbereitschaft hat. Vielmehr bringe sie eine sehr hohe menschliche Qualität mit.
Psychotest ist "Fischen in falschen Gewässern"
Was Sieghartsleitner ablehnt: Generelle psychologische Tests für Jägerinnen und Jäger. Das stelle eine unnötige Erschwerung dar und würde keine Probleme lösen. Sieghartsleitner: "Namhafte Psychologen sagen uns, dass es keine Garantie gibt."

Im Jagdmuseum Schloss Hohenbrunn
Dafür würde vielleicht ein 80-jähriger Jäger rausfallen, weil er vor lauter Nervosität ein falsches Kreuzchen setze. Bei Auffälligkeiten hätten die Behörden ja die Möglichkeit, Überprüfungen anzuordnen.
In den vergangenen zehn Jahren seinen auf diesem Weg in Oberösterreich zehn Jagdkarten entzogen worden. Die Gründe: Falsche Aufbewahrung der Waffen oder mangelnde Tauglichkeit, die sich etwa bei Alkounfällen mit dem Auto manifestiere.
Was Sieghartsleitner schon macht: Die Besitzer von Jagdkarten zu motivieren, sich laufend weiterzubilden.
Kommentare