Doppelmord in OÖ: Wie Maden helfen können, den Todeszeitpunkt zu bestimmen

Doppelmord in OÖ: Wie Maden helfen können, den Todeszeitpunkt zu bestimmen
Experte Mark Benecke erklärt, welche Faktoren für die Bestimmung des Todeszeitpunkts essenziell sind. Sein Fachgebiet ist nichts für schwache Mägen.
Fünf Tage lang suchte eine Hundertschaft an Polizisten Wälder im oberösterreichischen Bezirk Rohrbach nach dem mutmaßlichen Doppelmörder Roland Drexler ab. Am Samstag stand fest, dass er tot ist. Seine Leiche wurde in seinem Jagdgebiet entdeckt. 

Mit Spannung erwartete das ganze Land das Ergebnis der Obduktion, das aber weiter Fragen offen ließ. Der genaue Todeszeitpunkt konnte nicht bestimmt werden. Nun sollen forensische Entomologen das Rätsel lösen. 

Bekannter Vertreter

Einer der bekanntesten Vertreter dieses Fachs im deutschsprachigen Raum ist Dr. Mark Benecke. Der Kriminalbiologe, der auch als "Dr. Made" bekannt ist, erklärt im KURIER, wie man den Todeszeitpunkt bestimmen kann und wie Insekten dabei helfen. Es nichts für Menschen mit schwachem Magen.

Welche Möglichkeiten gibt es grundsätzlich, um herauszufinden, wann eine Person gestorben ist? 

"Bei einer frischen Leiche geht das beispielsweise über die Reizbarkeit der Muskeln mit Strom, die Auskühlung des Körpers und die Beweglichkeit der Pupillen, wenn etwas hineingetropft wird.  Auch, wie sich die Gelenke biegen lassen, gibt Aufschluss über den Todeszeitpunkt", sagt Benecke. 

Schmeißfliegenlarven "ticken wie eine Uhr"

Ist der Tod schon vor längerer Zeit eingetreten, gibt es andere Merkmale, die zur Aufklärung beitragen können. Insekten nutzen Leichen als Brutstätte und Nahrungsquelle: "Je länger eine Leiche liegt, umso mehr zersetzt sich der Körper. Dann kann man das Alter der Larven von Schmeißfliegen verwenden, die wie eine Uhr ticken, also wachsen", erklärt der Kriminalbiologe. 
 
Käse-Fliegen oder Aas-Käfer, die Leichen erst später besiedeln, können ebenfalls zur Bestimmung des Todeszeitpunkts beitragen. In manchen Fällen können sogar Pflanzen und deren Wurzeln untersucht werden, die über oder durch die Leiche hindurch wachsen.
Genau solche Merkmale sollen nun helfen, den Todeszeitpunkt von Roland Drexler festzustellen. Dass er schon länger tot gewesen sein muss - sich möglicherweise direkt nach dem Doppelmord am Montag das Leben genommen hat - kann durch das Auftreten von Insekten aber nicht zwingend abgelesen werden.
 
"Insekten können superschnell auf einem Leichnam zu finden sein. Ich habe es schon erlebt, dass die schwangeren Fliegen-Weibchen sofort, nachdem die Leichen ins Freie gelegt wurden, beispielsweise im Studierenden-Kurs oder auf der Body Farm, angesaust kamen. Fliegen können Butanol und Methylsulfid, das aus Leichen strömen kann, sehr gut riechen."
Doppelmord in OÖ: Wie Maden helfen können, den Todeszeitpunkt zu bestimmen

Kriminalbiologe Mark Benecke ("Dr. Made")

Störfaktoren

In der forensischen Entomologie gibt es aber auch Störfaktoren, die Untersuchungen erschweren können. "Wenn eine Leiche verlagert wurde, also von einem Ort an den anderen gebracht wird, kennt man die jeweiligen Temperaturen der Orte vielleicht nicht. Die brauchen wir aber, um die Wachstums-Geschwindigkeit der Larven zu errechnen. Manchmal werden Leichen auch versenkt oder irgendwo eingeschlossen, wo die Tiere nicht sofort dran gehen. Oder es ist zu kalt oder regnet", sagt Benecke.

Die Witterungsbedingungen dürften in der vergangenen Woche so gewesen sein, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die kommenden Untersuchungen haben sollten. 
 
Die Temperaturen lagen deutlich im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich, an drei Tagen regnete es, aber nur sehr mäßig. Die Leiche wurde laut Polizei außerdem nicht eingeschlossen oder in Wasser versenkt entdeckt, sondern soll offen in dem Waldstück gelegen haben.
Nun sind also Beneckes Kollegen aus Salzburg am Zug. Wann genau das Ergebnis der Untersuchungen feststehen wird ist derzeit noch unklar. 

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