Linz: "Catch me if you can" im Musiktheater als große Show

Knappe drei Stunden geballte Musicalpower: 250 Kostüme, 110 Rollen, 18 Darstellerinnen und Darsteller. Die Premiere von „Catch me if you can“ im Linzer Musiktheater vergangene Woche war ausverkauft, nach der Schlussszene gab es Standing Ovations und Begeisterungsrufe aus dem Publikum.
Die Musicalversion des Hollywoodklassikers lässt sich getrost als „Spektakel“ bezeichnen und hat alles, was Fans an diesem Genre lieben: Tempo, eine turbulente Handlung, viele Emotionen, eingängige Musik (die deutsche Übersetzung singt sich beizeiten etwas holprig) und mit Gernot Romic einen Hauptdarsteller, der wie ein sympathisches Eichhörnchen auf Crack durch den Abend hüpft – immer auf der Suche nach einer neuen Nuss.
Und diese Nuss führt zum Inhalt des Musicals, der auf einer wahren Begebenheit beruht: Frank Abagnale junior (Gernot Romic) ist gerade 16, als er seine ersten Schecks und Ausweise fälscht. Seine Gaunereien führen recht schnell dazu, dass er in einer Pan-Am-Uniform steckt und als Co-Pilot rundum den Erdball jettet.
Ein Profischwindler
Hier kommt sein Gegenspieler, der verbissene, grantige FBI-Agent Carl Hanratty (Karsten Kenzel) ins Spiel, der den jungen Gauner quer durchs Land jagt. Nachdem Abagnale in der Pilotenrolle aufzufliegen droht, sattelt er um, gibt sich als Kinderarzt aus und danach als Anwalt, bevor er von den Behörden gefasst wird. Die Gefängnisstrafe wird halbiert, weil sich der Profischwindler bereit erklärt, künftig mit dem FBI zusammenzuarbeiten.

Immer wieder spielt das Elternhaus von Abagnale junior eine Rolle: die unglückliche Mutter (Daniela Dett) und der trinkende, prahlerische Vater (Nicolas Tenerani).
Gesanglich ist das Ensemble, abgesehen von kleinen Unsicherheiten beim Intonieren hie und da, top aufgestellt. Was das Musical besonders hörenswert macht, ist ein Bruckner Orchester, das plötzlich Jazz kann. Im Orchestergraben sitzen 34 Musikerinnen und Musiker, die beim swingenden, lockeren Big-Band-Sound aufgehen und unter der Leitung von Juheon Han eine große Spielfreude ausstrahlen.

Auffällig ist der bunte Kostümreigen, der die Zeit der 1960er-Jahre stilecht abbildet. Der Wiener Designer Franz Blumauer zeichnet dafür verantwortlich. Toupierte Türme auf den Köpfen, feiner Nadelstreif und typische Sixties-Kleider nehmen schnell mit in die Ästhetik dieser Zeit. An die stereotypen Rollenbilder von damals erinnert auch der eine oder andere platte Spruch.
Fazit: Wer Musicals mag, wird dieses Gesamtkunstwerk lieben.
Kommentare