Ankauf wesentlicher Teile des ehemaligen KZ Gusen abgeschlossen
1939 wurde es errichtet, 71.000 Gefangene aus 30 Nationen wurden dort inhaftiert. Mehr als die Hälfte überlebten dies nicht – das ehemalige KZ Gusen hat wie Mauthausen eine grausame Geschichte hinter sich. Um diese besser sichtbar zu machen, hat nun die Republik den Ankauf weiterer Grundstücke auf dem heutigen Areal des damaligen Konzentrationslagers abgeschlossen. Jetzt brauche es ein Konzept.
Denn auf den nun angekauften Grundstücken befinden sich bedeutende bauliche Überreste, darunter der Appellplatz, der Schotterbrecher, zwei Verwaltungsgebäude der SS, sowie Umfassungs- und Stützmauern. Das „Jourhaus“, das frühere Eingangstor zum Lagerkomplex Gusen I, bleibt jedoch nach wie vor in Privathand. Für Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ist es dennoch ein Erfolg: „Bei dem Ankauf handelt es sich um einen Meilenstein für die Sichtbarmachung und Aufarbeitung unserer Geschichte.“
Opfernationen
Nun soll die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ein Konzept für das Areal erarbeiten und auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene einen Beteiligungsprozess starten. Vor allem Polen, Frankreich und Luxemburg haben Interesse an der Gedenkstätte, da Bürger aus diesen Ländern in Gusen ermordet wurden.
Martha Gammer, Vorsitzende des Gedenkdienstkomitees Gusen, ist mit ihnen teilweise schon in Kontakt: „Es haben sich Opfernationen gemeldet, die beim Konzept mitreden wollen. Denn wie eine Botschafterin gesagt hat: Moralisch gesehen, sind die Opfernationen da irgendwie Miteigentümer.“
Ein Konzept für alle
Ein Wörtchen am Konzept mitzureden, habe laut Gammer aber – als neuer Eigentümer – auch die Republik. Diese wolle sowohl die Wünsche und Bedürfnisse von Überlebenden und deren Angehörigen als auch jene der Anrainer berücksichtigt wissen. Letztere sind durch die später auf dem KZ-Gelände errichtete Siedlung in besonderem Maße mit dem Areal verwoben.
„Die Weiterentwicklung der Gedenkstätte Gusen wird einen wichtigen Beitrag zu einer zeitgemäßen und modernen Gedenk- und Erinnerungskultur leisten“, ist sich Karner jetzt schon sicher.
„Als nächster Schritt sind die Grundstücke nun baulich und rechtlich für ein würdiges Gedenken zu adaptieren“, erklärte der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn. Bei einem Auftakt wird die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, mit dem Bürgermeister der Gemeinde Langenstein, Christian Aufreiter, die weiteren Vorhaben der Bevölkerung vorstellen.
Der Weg ist das Ziel
„Der Prozess an sich ist in diesem Fall genauso wichtig wie das Ergebnis“, so Glück. Im Mai solle dann unter anderem die Stollenanlage „Bergkristall“ geöffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Peschorn hat als damaliger Innenminister der Regierung Bierlein die Grundstücke von einem Sachverständigen schätzen lassen. Auf Basis dessen wurde im Jahr 2020 entschieden, die Liegenschaften zu kaufen. Der Ankauf ist auch Teil des türkis-grünen Regierungsprogramms. „Mit dem Ankauf soll sichergestellt werden, dass diese historisch belasteten Grundstücke nicht für andere Zwecke verwendet werden“, so Peschorn.
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