So wollen wir altern: Selbstbestimmt und frei
Hier ein paar Spritzen, da eine Straffung, dort ein bisschen Botox und als Draufgabe Implantate: Wer will schon dem Körper erlauben, auf natürlichem Weg zu altern? Frauen, die sich das trauen, werden entweder als „mutig“ bezeichnet, mitleidig belächelt oder einfach übersehen.
Altern macht unsichtbar. Das bemerken nicht nur Schauspielerinnen, Künstlerinnen und Moderatorinnen, das betrifft uns alle. Altern ist – speziell für Frauen – hochpolitisch.
Das beginnt, wenn 12-, 13-, 14-Jährige in sozialen Medien mit unrealistischen Schönheitsidealen bombardiert werden. Was wir sehen, prägt uns. Deswegen brauchen wir ein Social-Media-Verbot bis 16.
Es geht weiter mit dem Spagat Job und Familie: Wo sind die Männer, die in Karenz gehen und im Haushalt nicht nur „mithelfen“, sondern selbstverständlich ihren Anteil übernehmen?
Das Bild von der „grantigen Alten“
Haben wir uns durch diese Lebensphase gewurschtelt, checken viele: Moment, mir fehlen Pensionsjahre, ich verdiene weniger als Kollegen in vergleichbaren Positionen, soll aber fit, jugendlich und stets bestens gelaunt sein. Das Bild von der „grantigen Alten“ wurde uns zu oft gezeichnet. Nicht selten werden wir in diesen Jahren auch ausgetauscht gegen eine Version mit weniger Falten und glatterer Haut.
Umso wichtiger sind Ausstellungen wie jene im Alten Rathaus in Linz: Zu sehen sind Frauen, die sich keinem Schönheitsdiktat beugen, die in Würde und voller Lebenslust altern, dabei an Stärke und Selbstbewusstsein gewinnen. Dieser Prozess ist nicht immer einfach, er spießt und tut manchmal weh. Man könnte sich auch im Hamsterrad aus Schönheits-OPs, Jugendwahn und Selbstoptimierung bewegen. Dabei verpasst man ziemlich viel gutes Leben.
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