Wo man Frankreich gebacken bekommt

Der französische Bäcker- und Konditormeister Gauthier Noppe.
Der Franzose Gauthier Noppe hat sich in Brunn am Gebirge mit seiner Boulangerie einen Kindheitstraum erfüllt.

Der Zufall schreibt oft die besten Geschichten. Der Franzose Gauthier Noppe, der in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) gelandet ist, kann davon ein Lied singen.

Der Boulanger (Bäcker) hatte in mehreren Bäckereien in Frankreich, Belgien, Kanada und Irland gearbeitet, bevor es ihn nach Österreich verschlug. "Durch eine Fügung bin ich vor zehn Jahren zu einem Bewerbungsgespräch nach Wien geladen worden. Ich hatte schon vorher im Ausland gearbeitet und dachte mir – Wien kenne ich noch nicht, also probiere ich es", erzählt er.

Nach einer 17-stündigen Anreise mit den deutschen Wörtern "Grüß Gott" und "Danke" im Gepäck landete der Franzose schließlich nach einem zweiten Bewerbungsgespräch (Plan B) bei "Der kleinen Bäckerei" in Brunn am Gebirge. Nach einem Zwischenstopp als Chefbäcker in einer französischen Boulangerie in Wien ging’s wieder zurück nach Brunn, wo Noppe "Die kleine Bäckerei" übernahm und sich mit der "Boulangerie Noppe" vor vier Jahren seinen Kindheitstraum erfüllte.

Zehn Jahre ist es her, dass er nun im Bezirk Mödling sesshaft geworden ist, seine Eltern und seine Schwester folgen ihm demnächst nach. Was mit einem kleinen Unternehmen mit sechs Mitarbeitern begann, hat sich zu einem 27-köpfigen Team entwickelt. Seit Kurzem auch mit einem Standort in Mödling.

Das Bäckerteam ist eine bunte Mischung aus Franzosen und Österreichern. Nach der neuen Verkaufsstelle in Mödling stehen weitere Expansionspläne innerhalb der nächsten zwei Jahre auf dem Programm. Ob knusprige Croissants, weiche Brioches oder Baguettes mit einer herzhaften Kruste – die Brunner und Mödlinger wissen, warum sie vor der Boulangerie Noppe vor allem vor dem Wochenende Schlange stehen.

Mehl fürs Erfolgsrezept

Großer Wert wird auf Handwerk sowie hochwertige und regionale Rohstoffe gelegt. Um seine französischen Spezialitäten so originalgetreu wie möglich produzieren zu können, hat sich Noppe auf die Suche nach einem besonderen Mehl begeben, das dieselben Eigenschaften wie das französische besitzt. Fündig wurde er bei den Assmannmühlen in Guntramsdorf. Eine weitere wichtige Zutat ist Zeit für den Sauerteig, mindestens 24 Stunden braucht er, um reifen zu können.

"Das Croissant ist übrigens ein österreichisch-französisches Erfolgsrezept", so Noppe. Angeblich wurde die Backware 1683 nach der Türkenbelagerung dem Halbmond nachempfunden. Durch die Hochzeit der 14-jährigen Prinzessin Marie Antoinette von Österreich mit dem 15-jährigen Thronfolger Frankreichs, Ludwig XVI., trat das Kipferl seinen Siegeszug auch in Frankreich an.

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