Die Neugier ist groß. Die Hälse werden immer länger, die Augen größer. Sogar das Malmen wird kurzzeitig eingestellt. Besucher im Winter? Das gibt es im Wildpark Ernstbrunn nicht alle Tage. Dafür kann man schon einmal den Alltagstrott unterbrechen. Vor allem dann, wenn man wie die Ziegenherde gleich beim Eingang wohnt.
„Jedes Tier ist anders. Manche ziehen sich zurück, andere freuen sich über jeden Besucher“, kommentiert Christopher Göls, Leiter des Wildparks, die schaulustigen Blicke.
Im Sommer ist der Tierpark ein Besuchermagnet, weit über die Region hinaus. Familien, Schulklassen und Besuchergruppen – sie alle kommen, um die Wildtiere zu erleben. Aber auch Haustiere und die beliebten Wölfe des Wolf Science Centers leben auf dem 60 Hektar großen Gelände.
In der kalten Jahreszeit jedoch, da fällt der Tierpark in einen Winterschlaf. Nur an den Wochenenden und Feiertagen ist geöffnet. Was aber nicht heißt, dass auch die Arbeit ruht. Die vielen Tiere wollen weiterhin gepflegt und gefüttert werden. Am Freitagmorgen werden ganze Berge an Heu in die Gehege gebracht. „Bei uns ist immer jemand da, da gibt es kein Weihnachten und keine Feiertage“, sagt Göls. Und natürlich gilt es auch, alles für die neue Saison vorzubereiten – für die Zeit ab April, wenn wieder die Besuchermengen in den Wildpark strömen.
Überlebenskünstler
Während andere Zoos stolz auf ihre exotischen Tierarten sind, hat man es sich in Ernstbrunn zur Aufgabe gemacht, Wissen über die heimischen Wildtiere zu vermitteln. Vor rund 50 Jahren sind die ersten Vierbeiner auf das Gelände gezogen, das ganz ohne künstliche Eingriffe einen idealen Lebensraum bietet. Auch die Besucher schätzen die Natur und die Ruhe des Tierparks; viele kommen, um dort ganze Tage zu verbringen. Und viele davon kommen immer wieder. „Wir haben ein großes Stammpublikum“, freut sich Göls.
Dabei hat jeder Stammgast seinen Liebling unter den Vierbeinern. Göls hingegen nicht – zu faszinierend sind für ihn die Fähigkeiten aller Tiere. Denn wer in der Natur überleben will, der muss immer einen Schritt voraus sein.
So haben die Gämsen einen scharfen Blick. Die Wildschweine wiederum erschnuppern noch Tage später, dass zwei Fremde an ihnen vorbeigeschlendert sind. Infos wie diese finden Besucher auf Tafeln bei den Gehegen. Dabei wird schnell klar: Die heimischen Vierbeiner machen ganz schön was her. Auch, wenn sie nicht von weit her kommen.
Auf Tuchfühlung
Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der Mufflon- und Hirschgehege. In Ernstbrunn kann man diese nämlich betreten – ungehindert von Zäunen. Wenn sich die Tiere von sich aus nähern und es zulassen, kann man sie sogar berühren und füttern. „Bei uns kann man die Tiere mit allen Sinnen erleben“, sagt Göls. Wobei den Besuchern klar sein sollte: Wildtiere sind und bleiben Wildtiere – was es aber umso schöner macht, dass man sie mitten im Weinviertel aus nächster Nähe kennenlernen darf.
Lange ist es nicht mehr hin, dann dürfen die Tiere wieder zahlreiche Besucher begrüßen. Und auch die Stammgäste werden schnell neue Gesichter in den Gehegen entdecken: „Wir erwarten bei einigen unserer Tiere Nachwuchs“, verrät Göls. Bei den Zackelschafen war es schon so weit, ein Lämmchen hüpft fröhlich inmitten der Herde. Weshalb sich Göls wieder einmal nicht so richtig entscheiden kann: „Bei uns hat einfach jede Jahreszeit etwas für sich“, grinst er.
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