Künstler-Doku aus dem Weinviertel: Leben, lieben und werken mit Parkinson
Manfred Pawilk sitzt in seiner Galerie in Sonnberg, umgeben von den Kunstwerken seiner Frau Monika. Über sie, ihre Leben, ihre Liebe und ihre Kunst gibt es bald eine Dokumentation.
Das Leben von Monika und Manfred Pawlik ist von der Liebe und der Kunst geprägt. Seit vielen Jahren aber auch von Krankheit und Pflege: Monika Pawlik ist zweifache Mutter und war Zahnärztin, die vor 26 Jahren die Diagnose Parkinson erhielt. Sie selbst hatte das bereits ein Jahr davor diagnostiziert.
"Wäre die Krankheit nicht gekommen, hätte es Monikas großes Kunstlebenswerk so nicht gegeben", ist ihr Mann überzeugt. Das sagt der Psychotherapeut während des KURIER-Interviews in der Galerie, die im Garten der Pawliks in Sonnberg, einer Katastralgemeinde von Hollabrunn, steht. "Es ist absurd: Ich hab' ihr die Galerie gebaut, als sie schon geglaubt hat, dass sie Parkinson hat."
Das Gebäude ist voll von Monikas Kunstwerken: Von 2003 bis 2015 hat sie mehr als 2.000 keramische Skulpturen erschaffen. Danach ließ ihre Krankheit das Arbeiten mit Ton nicht mehr zu. Berühmt sind die Bildnisse der "Köllamauna", die begeisterten sogar den ehemaligen Landeshauptmann Erwin Pröll - und es gab eine Ausstellung mit Monika Pawliks Skulpturen im Landhaus.
Monika Pawlik brach nicht zusammen, es brach aus ihr heraus
An den Wänden der Galerie hängen ihre Bilder. Malen und Zeichnen kann sie ebenfalls nicht mehr. Ihr letztes Bild hat die 76-Jährige am 8. Dezember 2024 gemalt, es ziert den Buchrücken von Manfred Pawliks Buch "Poesie". Es schildert die Geschichte des Paares in Gedichten. Vor der Galerie entsteht gerade die Begräbnisstätte der beiden; ihre Urnen sollen dort einmal stehen. Den Platz hat Monika einst selbst ausgewählt.
"Normalerweise brechen Menschen mit so einer Diagnose zusammen", weiß der Therapeut. Nicht so seine Frau: "Monika ist in Eruption gegangen", brach das Kunstschaffen aus ihr heraus.
Das nächste Werk über die beiden ist im Fertigwerden: Es ist ein Dokumentarfilm, den Thomas Maria Laimgruber, ein langjähriger Freund der Familie dreht. Dazu begleitete der Filmemacher die Pawliks ein ganzes Jahr. Bei den Dreharbeiten, die zum Großteil 2023 über die Bühnen gingen, war Monikas Gesundheitszustand noch besser. Sie war noch mobil, wenn auch eingeschränkt, und konnte malen.
Idee für Film wurde während Buch-Projekt geboren
"Der Film ist inhaltlich fertig. Jetzt wird er nur noch technisch überarbeitet", erklärt Pawlik, der die Doku über "unsere Liebe und unsere Kunst" selbst finanzierte. Die Idee dazu hatte Laimgruber. Manfred Pawlik erstellte ein Werkbuch mit der Kunst seiner Frau. Es trägt den Titel "Entfesselter Parkinson". "Ich wusste nicht, wie ich das mit dem Fotos am besten mache. Also habe ich Thomas kontaktiert." Während der gemeinsamen Arbeit zum Buch, habe Laimgruber immer wieder gesagt, er wolle einen Film machen. Pawlik ließ sich schließlich überzeugen.
Warum? "Ich will mit dieser Doku Monikas Lebenswerk erhalten." Der Film lebt von freien Gesprächen über die Kunst der früheren Zahnärztin und der Authentizität dabei. Bei den Dreharbeiten wie auch im Film zeigte sich die innige Verbundenheit zwischen den beiden. Die ist nach wie vor da, auch wenn es schwierig geworden ist. Denn sprechen kann Monika nicht mehr. "Wenn ich wegfahre, geh ich zu Monika hin, geb' ihr ein Bussl und sag ihr, dass ich fahre", beschreibt der zweifache Vater. Das "Bussl" bekommt seine Frau auch, wenn er wieder kommt.
Diagnose Parkinson: Was kommt auf den Pflegenden zu?
Bei aller Liebe, die er für seine Frau empfindet, sagt Pawlik: "Es ist schwer, mit der Krankheit umzugehen." Das wusste Monika bereits, als sie die Diagnose erhalten hatte. "Sie hat vor etwa 20 Jahren einen befreundeten Arzt angerufen und ihn gebeten, mir zu erklären, was mit ihr passieren wird und was auf mich zukommt." Bei dieser Erinnerung lacht Pawlik, denn: "Ich habe erst viel später davon erfahren, dass sie das hinter meinem Rücken gemacht hat und dass alles abgesprochen war."
"Normalerweise brechen Menschen mit so einer Diagnose zusammen. Monika ist in Eruption gegangen."
Ehemann und Therapeut
Schwierig ist es nicht nur für den Ehemann selbst, auch für die Familie. So hat die Tochter den Kontakt zu den beiden vor Jahren abgebrochen. Mit manchen Verwandten seien Begegnungen schwierig. Lange Jahre hat der Autor seine Frau selbst gepflegt, doch vor sieben Jahren war ihm klar, dass er Beziehung und Pflege nicht mehr vermischen wollte. Seitdem ist Pflegerin Gina an der Seite der Pawliks. "Sie gehört zu unserer Familie und wir zu ihrer", blickt der Therapeut hinaus in den Garten, wo Ginas Mann gerade den Rasen mäht.
Ein Film über den Sinn des Lebens
"Der Film bewegt mich sehr", sagt Pawlik. Für ihn ist dieses Werk mehr als ein Vermächtnis: "Ich will Monika und mich nicht aus dem Leben drängen lassen", so der 81-Jährige. Der Film über das Sonnberger Ehepaar wird im Oktober auf Okto TV ausgestrahlt. "Danach wird es eine Studiodiskussion über Pflege geben", weiß Pawlik. Er selbst will den Film ebenfalls zeigen, wie genau, stehe noch nicht fest.
Wer sollte die Doku unbedingt sehen? "Eigentlich alle", schmunzelt der Autor. "Er gehört in Schulen und soziale Einrichtungen", ist er überzeugt. So sehen die Menschen, wie wichtig es ist, den Sinn des Lebens für sich zu erkennen. "Monika hat das begriffen." Dieser Erkenntnis macht ihn stolz: "Monika gibt mir Kraft, sie ist mir Vorbild." Stolzer Nachsatz: "Ich bin der Diener meiner Frau."
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