Frühe Diagnose von Parkinson: Neuer Biomarker entdeckt

Symbolbild einer Hand, die ein Gehirn hält.
Parkinson fällt meist spät durch motorische Störungen auf. Über die Rückenmarksflüssigkeit könnte die Erkrankung bereits früher festgestellt werden.
  • Forschende identifizieren neuen Biomarker in der Rückenmarksflüssigkeit zur frühzeitigen Diagnose von Parkinson.
  • Fehlgefaltetes Protein alpha-Synuklein dient als hochpräziser Biomarker mit über 90% Sensitivität und Spezifität.
  • Neue Diagnostik ermöglicht potenziell die Entwicklung und Überprüfung von Medikamenten gegen Parkinson.

Parkinson wird bislang meist erst spät erkannt – wenn das Gehirn bereits schwer geschädigt ist. Nun haben Forschende der Ruhr-Universität Bochum und des Biotech-Unternehmens betaSENSE einen neuen Biomarker in der Rückenmarksflüssigkeit identifiziert, der eine frühe und sichere Diagnose ermöglichen könnte. 

Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die hauptsächlich durch motorische Störungen auffällt. Die Diagnose basiert bisher auf klinischen Symptomen im Spätstadium – ein Zeitpunkt, zu dem der Verlust dopaminerger Nervenzellen im Gehirn bereits irreversibel ist. Dopaminpräparate können die Symptome zwar zeitweise lindern, die Erkrankung jedoch nicht aufhalten.

Fehlgefaltetes Protein kann in Rückenmarksflüssigkeit nachgewiesen werden

Eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Parkinson spielt die Fehlfaltung des Proteins alpha-Synuklein (αSyn). Durch die Fehlfaltungen wird das Protein klebrig und verklumpt. Zunächst entstehen kleinere Ansammlungen, sogenannte Oligomere, aus denen sich lange fadenförmige Strukturen bilden. Diese Fäden lagern sich schließlich zu großen Ablagerungen im Gehirn zusammen, den sogenannten Lewy-Körperchen.

Das Forschungsteam aus Bochum konnte in zwei unabhängigen klinischen Studien mit insgesamt 134 Teilnehmenden zeigen, dass die Fehlfaltung von αSyn ein hochpräziser Biomarker für Parkinson ist. Die Sensitivität und Spezifität der Diagnostik liegen bei über 90 Prozent. Grundlage der Untersuchungen waren Liquorproben von Patientinnen und Patienten der Parkinson-Zentren in Bochum (St. Josef-Hospital) und Kassel (Paracelsus-Elena-Klinik).

Die Messungen erfolgten mit der patentierten immuno-Infrarot-Sensor-Technologie (iRS) der betaSENSE GmbH. Diese Plattformtechnologie war ursprünglich für die Alzheimer-Diagnostik entwickelt worden: "Hier konnte gezeigt werden, dass die Fehlfaltung des Biomarkers Aβ das Risiko für eine spätere Alzheimer-Demenz mit hoher Genauigkeit bis zu 17 Jahre vor der klinischen Diagnose anzeigen kann", sagt Klaus Gerwert, geschäftsführender Gründungsdirektor von PRODI und CEO von betaSENSE. "Diesen Ansatz konnten wir jetzt auf Parkinson für die Fehlfaltung von αSyn übertragen." 

Neben der frühzeitigen Diagnose bietet der neue Biomarker eine weitere Perspektive: Er könnte dabei helfen, neue Medikamente gegen Parkinson zu entwickeln und ihre Wirksamkeit in klinischen Studien zuverlässig zu überprüfen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift EMBO Molecular Medicine veröffentlicht. 

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