Weinviertel: Nordbahn-Pendler bleiben auf der Strecke

Weinviertel: Nordbahn-Pendler bleiben auf der Strecke
Arbeiten an der Strecke führen zu Verspätungen – weshalb noch mehr Züge nicht bis zur Endstation fahren, sondern früher wenden.

Die Pendler an der Nordbahn sind Kummer gewöhnt. Der heurige Sommer hat es aber besonders in sich: Derzeit wird aufgrund von Bauarbeiten auf der Strecke nur ein Gleis befahren. Verspätungen sind also vorprogrammiert – bei denen leider allzu oft jene Fahrgäste auf der Strecke bleiben, die über Hohenau hinaus wollen.

Denn seit Sommerbeginn haben mehrere Züge in Hohenau gewendet, um die Verspätungen auszugleichen, schildern Pendler. Wer also nach Rabensburg oder Bernhardsthal weiterreisen wollte, der musste auf den nächsten Zug warten – oder darauf hoffen, in Hohenau abgeholt zu werden.

„Hinzu kommt, dass auch internationale Züge auf der Strecke verkehren, die Vorrang gegenüber den Pendlerzügen haben“, kritisiert Elvira Führer, die sich seit vier Jahren für Verbesserungen entlang der Strecke einsetzt und dafür 2.400 Unterschriften zusammengetragen hat. Ein Einsatz, der sich durchaus schon lohnte; mittlerweile gibt es am Abend Züge, die mit nur wenigen Halten von Wien nach Bernhardsthal fahren. Und genau das würden sich Elvira Führer und die Pendler auch für die Morgenstunden wünschen.

Wenig Personal, schlechte Ausstattung

Derzeit bleiben für den Weg nach Wien aber nur „Bummelzüge“, wie sie Führer bezeichnet. Und diese seien alles andere als modern ausgestattet. „Nun rächen sich Entscheidungen, die schon vor längerer Zeit von den ÖBB getroffen wurden. Es gibt zu wenige Lokführer und zu wenig Personal, weshalb Züge kurzfristig ausfallen.

Und es fahren veraltete Züge auf der Strecke, die oft nicht einmal klimatisiert sind“, ärgert sie sich. Als Chance sieht Führer internationale Züge, die die Strecke befahren. „Wenn diese künftig auch in Hohenau halten würden, würde das nicht nur deutlich mehr Möglichkeiten für Pendler bieten, sondern auch die Region aufwerten“, ist sie überzeugt.

Mehrheit geht vor

Bei den ÖBB kennt man die Vorwürfe nur zu gut. Man sei bemüht, die Fahrpläne stets einzuhalten. Dennoch: „Um einen stabilen Verkehr aufrecht erhalten zu können, müssen manchmal Entscheidungen im Sinne der Mehrzahl der Fahrgäste getroffen werden“, erklärt ÖBB-Sprecher Christopher Seif, warum die Züge verspätungsbedingt immer wieder in Hohenau kehrtmachen.

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Hinzu kämen technische Gebrechen, Bauarbeiten oder unvorhersehbare Ereignisse, die zu Zugausfällen und Verspätungen führen können. Aktuell würde an der Modernisierung der Nordbahn gearbeitet. So sorge mitunter auch der Umbau der Haltestelle Helmahof für Verspätungen und Fahrplanänderungen entlang der Nordbahn-Strecke.

Ob es Planungen zu neuen Stopps internationaler Züge oder weiteren Schnellzügen nach Wien gibt, lässt Seif unbeantwortet. An einer Modernisierung der Garnituren werde jedoch laufend gearbeitet, und das im großen Stil. Mehr als vier Milliarden Euro werden bis 2027 in die Züge und Waggons investiert – das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der ÖBB. Und auch daran, dass die ÖBB eine der pünktlichsten Bahnen Europas ist, erinnert Seif – wobei er zugleich einräumt: „Den ÖBB ist natürlich klar, dass die Statistik einem unmittelbar von einer Verspätung oder einem Zugausfall betroffenen Reisenden nichts bringt.“

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