Nach VGT-Vorwürfen: Schweinemastbetrieb entlässt Mitarbeiter fristlos

Schweinemast Gut Hardegg
Die Bilder, die der VGT gegen das Gut Hardegg vorbrachte, zeigten sich bei AMA und BH-Kontrolle jedoch nicht. Mitarbeiter wurden angezeigt.

Am Dienstag waren die Amtstierärzte vor Ort, Mittwoch wurde analysiert, am Donnerstag liegen die Ergebnisse auf dem Tisch: Der Schweinemastbetrieb des Guts Hardegg in Großkadolz im Bezirk Hollabrunn wurde, wie berichtet, vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) wegen Tierquälerei angezeigt.

Nicht nur die Bezirkshauptmannschaft, auch die Agrarmarkt Austria, kurz AMA, überprüfte den Betrieb im Pulkautal, immerhin trägt er das AMA-Gütesiegel und heftet sich tierartgerechte Haltung auf die Fahnen. "Im Zuge der Kontrolle am 18. November konnten die in den Medien dargestellten Bilder nicht bestätigt werden", sagte AMA-Sprecherin Kristijana Lastro auf KURIER-Nachfrage. 

Nur einzelne Abweichungen in der Vergangenheit

Im Schweinemastbetrieb in Großkadolz habe es in der Vergangenheit zwar einzelne Abweichungen gegeben, "jedoch wurden seitens externer Kontrollstellen keine gravierenden Verstöße gegen unsere Richtlinienanforderungen festgestellt", so die Sprecherin. Das AMA-Kontrollsystem sehe angekündigte Routinekontrollen ebenso vor, wie unangekündigte Kontrollen.

VGT Schweinemastbetrieb

Die Mitarbeiter, die auf den Videos zu sehen sind, wurden von der Hollabrunner BH bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Der Betrieb von Maximilian Hardegg wurde, laut AMA, Mitte 2024 von einer unabhängigen akkreditierten Kontrollstelle umfassend kontrolliert. Im Jahr davor gab es eine unangekündigte Kontrolle. Laut Kontrollplan 2025 wäre in den nächsten drei bis vier Wochen wieder eine unangekündigte Kontrolle eingeplant gewesen.

Verhalten auf Videos widerspricht AMA-Grundwerten

"Wir möchten  in aller Klarheit anmerken, dass das im Video-Material des VGT dargelegte menschliche Verhalten gegenüber Tieren unseren Grundwerten gänzlich widerspricht", betont Lastro. Und ergänzt: "Wir halten jedoch fest, dass derartige Verhaltensweisen während AMA-Gütesiegel-Kontrollen oder behördlichen Kontrollen naturgemäß nicht auftreten."

Anzeige gegen die Mitarbeiter am Video

Die Amtstierärzte der Bezirkshauptmannschaft haben ebenso geprüft. "Es werden nun Maßnahmen ausgearbeitet, die dem Betrieb vorgeschrieben werden", sagt Bezirkshauptmann Karl-Josef Weiss im KURIER-Gespräch. In welche Richtung diese gehen können, verriet er noch nicht. Was er jedoch sagen konnte: "Gegen die Mitarbeiter, die auf den Videos zu sehen sind, haben wir heute Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet."

Mitarbeiter fristlos entlassen

Indes hat das Gut Hardegg ebenso reagiert: Die in Verdacht stehenden Mitarbeiter wurden zunächst suspendiert und "heute Früh fristlos entlassen", sagt Maximilian Hardegg in einem Video-Statement auf den Social-Media-Kanälen von Gut Hardegg am Donnerstag. Er selbst sei schockiert über die Aufnahmen gewesen - und persönlich betroffen. 

Mit der Entlassung der Mitarbeiter sei es nicht getan, er werde alles daran setzen, dass das Tierwohl auf Gut Hardegg zu 100 Prozent umgesetzt wird. "Es gibt hier Null Toleranz", so Hardegg.

Hardegg gibt Studie zu Tierwohl in Auftrag

Er werde nun selbst ein Gutachten in Auftrag geben, das das Tierwohl im Schweinemastbetrieb untersuchen werde. "Ich hoffe, dass wir die Ergebnisse bald haben", sagt der Gutsherr im KURIER-Gespräch. Ein internationaler Experte ist damit beauftragt. 

"Der Grundtenor war, dass es den Tieren bei uns gut geht", berichtet Hardegg aus dem Gespräch mit den Amtstierärztinnen, die "jedes Mauseloch bei uns angeschaut haben".

Maximilian Hardegg will nun noch mehr auf Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern setzen, um solche Taten zu verhindern. Außerdem will er seine Mitarbeiter künftig noch sorgfältiger auswählen. "Am Ende des Tages muss ich mich verlassen können."

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