Waldviertler Uhrmacher erweckt „längst Vergessenes“ zum Leben

Waldviertler Uhrmacher erweckt „längst Vergessenes“ zum Leben
Besonders gerne stellt Gerhard Harrer Waldviertler Holzuhren her. Seit der Pandemie bringt die Kundschaft vermehrt ältere Exemplare.

Er sei da familiär schon vorbelastet, sagt Gerhard Harrer im Gespräch mit dem KURIER amüsiert. Mit dem Vater und Onkel als Uhrmachermeister und den Großeltern, die im Internat der Uhrmacherschule gearbeitet haben, war der Berufsweg des Waldviertels doch auf eine gewisse Art vorgegeben.

„Das interessiert mich einfach und was ich aus Erzählungen meiner Mama weiß, habe ich schon immer alles zerlegt und reingeschaut“, sagt der 34-Jährige, der sein Unternehmen in Karlstein an der Thaya im Bezirk Waidhofen an der Thaya leitet, wo er auch lebt.

Vernetzte Branche

Harrer schloss dort die Uhrenfachschule ab und absolvierte gleich danach als einer der Jüngsten die Meisterausbildung. Obwohl Karlstein – auch wegen der Berufsschule für Uhrmacher – geradezu eine Hochburg für dieses Handwerk ist, sei es keine Branche mit Ellbogenmentalität, sagt Harrer. „Ich muss sagen, so vernetzt und kommunikativ wie die Uhrmacher sind, habe ich es noch nie in einer Berufssparte erlebt. Einmal im Jahr treffen sich auch alle aus ganz Österreich und dann wird gefachsimpelt. Ich als Junger profitiere da auch von der Erfahrung der Älteren. Ein wirkliches Konkurrenzdenken gibt es da nicht.“ Viel eher würde man sich auch gegenseitig Kundschaft schicken, wenn es um spezifischere Fälle geht.

In der Coronazeit habe Harrer gemerkt, dass die Menschen wieder mehr Wert auf ältere Uhren legen, etwa Erbstücke. Gerade für kleinere Armbanduhren habe sich lange Zeit kaum jemand interessiert, „die wollen jetzt wieder viele Leute repariert haben“. Er liebe es, „alte Uhren, die im Keller oder Dachboden schon längst in Vergessenheit geraten sind, zu neuem Leben zu erwecken und wieder in altem Glanze erstrahlen zu lassen“.

Spezialisiert hat sich Harrer in seiner Arbeit nicht. Er tauscht bei modernen Exemplaren die Batterien aus, restauriert aber auch ältere Uhren sowie Wand- und Pendeluhren. Besonders gerne stellt der Experte selbst Waldviertler Holzuhren nach Wunsch der Kundschaft her. Nächstes Großprojekt soll die Fertigung einer Pendeluhr werden.

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