Waldviertelbahn: Der Aufschwung kam mit den Gleisen

Eine historische Dampflokomotive mit Personal steht auf einem Bahnhof.
Nach den Wirren der zwei Weltkriege wurde ab den 1960er-Jahren das Ende des regulären Bahnbetriebs eingeläutet.

Mit dem Dampfzug oder der Diesellok durchs Waldviertel brausen, vorbei an malerischen Landschaften und großen Wackelsteinen von Gmünd bis Litschau oder Alt-Nagelberg bis Heidenreichstein – für Nostalgiker und Kinder jeden Sommer ein aufregendes Erlebnis.

Doch die Strecken, die heute für Ausflugsfahrten genutzt werden, waren es, die das nördliche Waldviertel für den Personen- und Güterverkehr erschlossen und damit zum Aufschwung der Region beigetragen haben. Heuer feiert der Nordast der Waldviertler Schmalspurbahnen sein 125-jähriges Bestehen.

Als 1870 die Kaiser-Franz-Josefs-Bahn von Prag nach Wien in Betrieb genommen wurde, erhielt auch das eher strukturschwache Waldviertel einen Anschluss an das europäische Bahnnetz. Die Orte entlang der Strecke blühten auf. Und so hegten auch die abseits gelegenen Regionen den Wunsch nach Bahnanschlüssen. 1895 wurden schließlich erste Projekte für eine Schmalspurbahn auf Bestreben der örtlichen Glasindustrie eingereicht.

Eine historische Dampflokomotive mit Personal steht auf einem Bahnhof.

Die damals nagelneue Waldviertler Schmalspurbahn kurz nach ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1900.

Nach Umplanungen wurde 1899 die „Niederösterreichische Waldviertelbahn AG“ gegründet, hinter der die Glasindustriellenfamilie Stölzle stand. Den Betrieb der neuen Bahnlinie sollten die Niederösterreichischen Landesbahnen übernehmen. Im selben Jahr wurde mit dem Bau der nördlichen Strecken von Gmünd nach Litschau und Heidenreichstein begonnen. Am 4. Juli 1900 wurde der planmäßige Verkehr aufgenommen. Der südliche Teil bis Groß Gerungs folgte erst später.

Sommerfrische

Trotz Errichtung als Schmalspurbahn war die Fahrt von Normalspur-Güterwagen auf Rollböcken möglich – das war damals ein Wunsch der Glasindustrie. Ab 1904 kamen im Personenverkehr Dampftriebwagen zum Einsatz, die immer mehr Gäste zu den Sommerfrischen brachten.

Nach den Wirren der zwei Weltkriege wurde ab den 1960er-Jahren das Ende des regulären Bahnbetriebs eingeläutet. Mit der Motorisierung schrumpften die Fahrgastzahlen, Investitionen wurden weniger. 1986 wurde der Personenverkehr auf dem Nordast der Schmalspurbahn eingestellt, 2001 der Gesamtverkehr. Schlussendlich wurden die Waldviertler Schmalspurbahnen 2010 vom Land NÖ übernommen, seit 2012 betreibt nun die NÖVOG die Strecken Gmünd-Litschau. Der WSV betreibt die Route nach Heidenreichstein.

Anlässlich des Jubiläums wurde nun eine Festschrift herausgegeben.

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