„Wir ernten heuer rund zwei Millionen Kilo an Marillen“

Marillenknödel
Verein Wachauer Marille zieht zur Ernte-Halbzeit Bilanz.

Im Obstgarten der Familie Stierschneider blitzt es orange zwischen den Blättern hervor. Besonders dicht behangene Äste biegen sich unter dem Gewicht der reifen Früchte, müssen teils von hölzernen Stützen gehalten werden. Ein Blick auf die gefüllten Baumkronen könnte ausreichen, um sich mit eigenen Augen vom bereits angekündigten erfolgreichen Marillen-Jahr für die Wachau zu überzeugen.

„Wir ernten heuer um die zwei Millionen Kilo an Marillen“, sagt Franz Schöberl bei der Veranstaltung „Marille mag man eben“ und meint damit die rund 200 Mitglieder des Vereins „Wachauer Marille g.U“. Auch 2,5 Millionen könnten laut dem Obmann möglich sein. Die Früchte reifen an rund  100.000 Bäumen in der Region und werden großteils von den Höfen direkt an die Endkonsumentinnen sowie Endkonsumenten verkauft. 

Das ist auch notwendig. Die traditionellen Sorten werden am besten frisch genossen oder weiterverarbeitet, da sie druckempfindlich und nicht lange lagerfähig sind. Gut die Hälfte der Ernte sei bereits eingebracht, sagt Schöberl. Im hinteren Spitzer Graben dürften die Bäume jedoch noch reichlich Früchte tragen.

Seit rund 500 Jahren werde Marillen laut Franz Stöger in diesem Gebiet kultiviert. Der Obmann der Bezirksbauernkammer Krems zeigt sich im Rahmen der „Woche der Landwirtschaft 2025“ ebenfalls zufrieden mit der Marillensaison, „aber, dass wir eine sehr gute Ernte haben, ist keine Selbstverständlichkeit“. Stöger denkt dabei etwa an Probleme durch Pilzkrankheiten, die der Klimawandel befeuere und an Wetterkapriolen, die Pflanzen innerhalb kürzester Zeit vernichten können. 

Alte Sorten

Das Problem mit unvorhersehbaren Wetterextremen wurde zuletzt 2023 besonders deutlich. Vor zwei Jahren kam es  zu massiven Frostschäden Anfang April, die einen übermäßig hohen Fruchtfall im Juni zur Folge hatten. In der Wachau war damals von Ertragsausfällen bis zu 95 Prozent die Rede. Um sich für den Klimawandel zu rüsten, sei es laut Franz Schöberl einerseits sinnvoll, Marillen in Donaunähe anzubauen.

Viele Menschen im Marillengarten.

Die Teilnehmer der Veranstaltung „Marille mag man eben“ in Stierschneiders Garten.

„Der Fluss funktioniert wie eine Art Ofen“, sagt er. Zudem lohne es sich, auf alte Sorten mit später Blütezeit zu setzen, wie die Ungarische Beste oder die Klosterneuburger. Familie Stierschneider aus Mühldorf dürfte ebenfalls einige Exemplare in ihrem Garten kultivieren. Sie selbst sind bei dem Gespräch allerdings nicht zugegen. Immerhin gibt es noch einige Marillen, die darauf warten, gepflückt zu werden.

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