Thematisiert werden insbesondere ein Lärm- und ein Naturschutz-Gutachten, welche vom Bundesverwaltungsgericht beauftragt wurden. Letzteres umfasst 105 Seiten und birgt ordentlich Sprengstoff.
"Gutachten nicht genehmigungsfähig"
"Das Gutachten sagt aus, dass das Projekt klar im Widerspruch zur Naturschutzwidmung Natura 2000 der EU steht und dass das Projekt nicht genehmigungsfähig ist!, sagt Anwalt Wolfgang List, der den Marchfelder Landwirt Leopold Haindl und die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Marchfeld vertritt, zum KURIER. "Der Vogel Triel schießt dieses Projekt jetzt regelrecht ab."
Fakt ist, dass die Trasse der S8 das Marchfelder "Europaschutzgebiet Sandboden und Praterterrasse" durchquert und somit auch das Revier des braungefiederten Vogels Triels, der in dieses Naturschutzgebiet zugewandert ist. Der Triel muss laut dem Sachverständigen Georg Bieringer weiter geschützt werden.
"Der Erhalt dieses Brutpaares ist für das Erreichen der Erhaltungsziele des Europaschutzgebietes Sandboden und Praterterrasse unverzichtbar", heißt es im Gutachten. Es stehe "zweifelsfrei fest, dass das Vorhaben mit den Erhaltungszielen des Europaschutzgebietes nicht vereinbar ist."
Die S8 beschädige "eine Fortpflanzungsstätte des Triels". Aber auch eine zweite Tierart, das Ziesel, soll angeblich gestört werden. Das Straßenbauvorhaben enthalte keine Umsiedlung des Erdhörnchens, aber Vertreibungsmaßnahmen. "Die vorgeschlagene Maßnahme kann die Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten des Ziesels nicht verhindern", heißt es im Gutachten weiter.
Gegner und Befürworter
Einer der Gegner des Projekts, Wolfgang Rehm von der Naturschutzorganisation Virus, sieht seine Bedenken bestätigt: "Es ist das, was wir seit Jahren sagen. Die S8 ist nicht genehmigungsfähig."
Anders sieht das Projekt-Befürworter und Bürgermeister von Gänserndorf, René Lobner (ÖVP).
Besagtes Gutachten lag ihm zwar noch nicht vor, aber er hat eine klare Meinung dazu: "Das ist wieder ein Versuch, dieses Projekt zu Fall zu bringen. Fakt ist, dass wir weiter darum kämpfen, das Projekt durchzubekommen. Denn es fahren täglich 35.000 Fahrzeuge durch die betroffenen Ortschaften und da geht es um die Lebensqualität Tausender Menschen."
Für Projektgegner Rehm ist das Gutachten nur ein Etappensieg, denn "es ist keine Entscheidung. Aber es ist richtungsweisend."
Plan B in der Schublade
Für den Aktivisten bedeutet das, dass die Verantwortlichen des Projekts zurück zur Planungsphase und vor allem zu einem Plan B kommen sollten: "Vor Jahren wurden um mehr als eine Million Euro Umfahrungen an der Bundesstraße B8 geplant. Diese sind dann in den Schubladen verschwunden, nachdem die Idee da war, dass man doch lieber die Asfinag mit dem Bau einer Schnellstraße beauftragt. Diese Pläne sollten nun aus der Schublade geholt und aktualisiert werden." Bürgermeister Lobner hält davon nichts: "Das würde uns wieder Jahre zurückwerfen."
Die Asfinag hält sich noch bedeckt: "Es bedarf einer genauen Analyse des neuen Naturschutzgutachtens. Wir werden uns detailliert anschauen, wieso neue, bisher nicht mit dem Projekt befasste Gutachter zu abweichenden Schlüssen kommen. Denn der Asfinag ist wichtig, dass es bei Straßenbauprojekten keine naturschutzrechtlichen Bedenken gibt."
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