Wo ein Nobelpreisträger im Waldviertel notlanden musste

Für die Entdeckung der kosmischen Strahlung wurde Physiker Victor Franz Hess 1936 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Die dafür notwendigen Forschungen führte den gebürtigen Steirer mehrmals in luftige Höhe. Vom Heißluftballon aus sammelte der Wissenschafter Daten, um seine Theorie zu untermauern. So auch am 17. April 1912, dem Tag einer partiellen Sonnenfinsternis. Da sich das Wetter während der Fahrt zunehmend verschlechterte und die Luft immer weiter abkühlte, nahm die Ballonfahrt zwischen Wultschau und Harbach im Waldviertel ein jähes Ende.
"Bei der Fahrt hat er das erste Mal einen Anstieg der Strahlung in höheren Lagen bemerkt", sagt Heimatforscher Markus Müller, der sich im vergangenen Jahr mit der historischen Geschichte auseinandersetzte. Dafür durchsuchte der Wirt Kirchenbücher, studierte alte Karten, stöberte sich durch Zeitungsartikel und nahm Kontakt zu Expertinnen sowie Experten, wie der Victor-Franz-Hess-Gesellschaft, auf. Bis in das Archiv einer New Yorker Universität habe ihn seine Nachforschung verschlagen, so Müller.
"Privatspinnerei"
Das Ergebnis: Eine historische Wanderung, zu der am Sonntag in Moorbad Harbach geladen wird. „Das ist eine Privatspinnerei von mir“, erklärt Müller die geschichtsträchtige Veranstaltung, die er bereits mehrmals in ähnlicher Form organisiert hat. Zuletzt ging der Gastronom mit weiteren Interessierten etwa der Geschichte einer untergegangenen Arbeitersiedlung auf den Grund und machte sich auf die Suche nach den Spuren eines in den 1950er-Jahren kurzfristig errichteten russischen Lagers.
"Ich interessier mich für unsere Gemeinde und die Geschichte. Und da findet sich immer wieder ein spannendes Thema, was man bearbeitet", erklärt Müller seine Freizeitbeschäftigung. Im Laufe seiner Recherchen zu unterschiedlich Themen entstand eine bunte Truppe an Heimatforschern, der Müller angehört. Durch einen seiner geschichtsinteressierten Bekannten wurde der Hobbyforscher auf den thematischen Schwerpunkt der heurigen Wanderung aufmerksam.
Das Programm beginnt am 5. Oktober ab 14 Uhr und ist in Zusammenarbeit unter anderem mit der Victor-Franz-Hess-Gesellschaft, dem Grazer Physik-Universitätsinstitut, der Uni Innsbruck sowie der IG Luftfahrt Fischamend entstanden. Unter dem Titel "Eine historische Notlandung. Die Entdeckungen des Dr. Victor Hess" können die Teilnehmenden der Absturzstelle einen Besuch abstatten und mehr über das Leben des österreichischen Physikers erfahren. Für das leibliche Wohl steht eine Gulaschkanone von 1917 bereit.
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