Das Tierheim Baden ist kein Einzelfall. „Wir sind bummvoll“, sagt auch Willi Stiowicek, Obmann des Tierschutzvereins St. Pölten. „Wir haben noch nie so viele Hunde gehabt, wie jetzt. Schwierige, verhaltensauffällige.“
44 sind es aktuell, dazu kommen 30 Katzen und 30 Kleintiere. Der Großteil seien Fundtiere, sagt Stiowicek, dazu kämen zahlreiche Tierabnahmen. Vor allem letztere hätten in St. Pölten in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Kein Platz mehr
Etwas, das auch Beatrice Schneider vom Tierheim Brunn bemerkt. Bei ihnen gäbe es Platz für 20 Hunde, „wir haben aber immer 30“. Die Betreuung der meist verhaltensauffälligen Tiere sei aufwendig. Abgeben kann man Tiere in Brunn gar nicht mehr. „Es vergeht kein Tag, an dem keiner anruft, um sein Tier abzugeben. Wir können aber niemanden mehr nehmen“, sagt Schneider.
Auch im Tierschutzhaus Vösendorf von Tierschutz Austria werden seit Juni mehr Tierabgaben, besonders von Hunden, verzeichnet. Aktuell leben hier 1.600 Tiere, darüber hinaus müssen auffallend viele ausgesetzte Tiere aufgenommen werden. Ein Trend, den auch das Tierquartier in Wien bemerkt. Dort hat sich die Zahl der ausgesetzten Hunde im ersten Halbjahr mit 43 verdoppelt.
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Doch warum landen aktuell so viele Tiere in den Tierschutzeinrichtungen? „Die Teuerung spielt natürlich rein“, ist St. Pöltens Tierheim-Chef Stiowicek überzeugt. „Täglich rufen Leute an, die wegen Privatabgaben fragen, viele Tiere sind drei Jahre alt“, berichtet Anna Zwettler Obfrau des Tierschutzvereins Bruck/Leitha. Erst kürzlich hätte sie eine Anfrage wegen eines 16 Jahre alten Schäferhundes bekommen. „Die Frau konnte sich eine Operation nicht leisten.“
Auch im Tierschutzhaus Vösendorf erkundigen sich wöchentlich Tierhalter, welche Möglichkeiten sie haben, falls sie ihre Haustiere nicht mehr finanzieren können. Tatsächlich berichten die Tierschutz-Experten, dass sich die Kosten für Tierärzte und Medikamente um 50 Prozent erhöht hätten, auch die Futterpreise sind gestiegen.
Kostenexplosion
Probleme, mit denen die Tierheime auch selbst zu kämpfen haben. „Die Kosten sind seit dem Vorjahr bei uns um 30 Prozent gestiegen“, sagt St. Pöltens Tierheim-Chef Stiowicek. Aktuell sucht er auch Mitarbeiter, gute Pfleger seien abgeworben worden. Man müsse nun dringend auch die Löhne erhöhen. Im Tierheim Bruck/Leitha seien die Energiekosten um 200 Prozent gestiegen.
Aktuell laufen immerhin Verhandlungen mit dem Land NÖ, die finanzielle Unterstützung für die Tierheime zu erhöhen. Sie können das Geld brauchen.
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Eine sommerliche Atempause gibt es nämlich nicht, denn neben den vielen abgegebenen, abgenommenen und ausgesetzten Tieren müssen die Tierheime aktuell Dutzende gefundene Babykatzen versorgen – viele davon schwer krank. „Heuer ist es extrem arg. Es gibt eigentlich eine Kastrationspflicht. keine Ahnung, ob die jemand wahrnimmt“, ärgert sich etwa Sabine Offenberger vom Tierschutzverein Ybbstal. Sie fordert hier stärkere Kontrollen.
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