Tierschützer schlagen Alarm: Warum im Sommer immer mehr Tiere ihr Zuhause verlieren

Eine schwarz-weiße Katze geht über die Straße.
Rückt die Urlaubszeit näher, trennen sich vermehrt Menschen von ihren Vierbeinern. Tierschutz Austria schlägt Alarm.

"Die Sommermonate sind für uns immer herausfordernd", sagt Tierheimleiter Stephan Scheidl mit Blick auf die gefüllten Gehege in Vösendorf. Bereits seit Jahren nimmt die Anzahl der abgegebenen Vierbeiner in der Einrichtung des Tierschutz Austria deutlich zu. Während 2019 noch 140 Katzen aufgenommen wurden, waren es im Vorjahr mit 333 bereits mehr als doppelt so viele. Besonders im Laufe der klassischen Reisemonaten versuchen Haustierbesitzerinnen und Haustierbesitzer vermehrt, ihre Vierbeiner wieder los zu werden.

Erst vergangene Woche habe etwa ein Herr seine Katze in Vösendorf abgegeben, tags drauf jedoch wieder zurückgefordert. Seine Begründung: Er fahre doch nicht auf Urlaub.

Fälle dieser Art gebe es laut Scheidl leider immer wieder. "Sehr besorgniserregend" sei zudem der Rückgang bei den abgeholten Fundtieren: 2019 wurden noch knapp zwei Drittel der entlaufenen Tiere von ihren Besitzerinnen und Besitzern zurück nach Hause gebracht - 2024 war es weniger als ein Viertel. "Wir müssen also davon ausgehen, dass 75 Prozent der gefundenen Tiere ausgesetzt werden", so Scheidl.

Stephan Scheidl kuschelt mit einem Hund im Gras.

Stephan Scheidl leitet seit einigen Jahren das Tierschutzhaus in Vösendorf.

Die Tatsache, dass während der Sommermonate traditionell wenige Menschen auf der Suche nach einem pelzigen Familienmitglied sind, verschärfe die Lage in den Schutzhäusern, wie der Tierheimleiter weiß: "Es kommen vermehrt Tiere herein und es kommen kaum Tiere heraus." Die Einrichtung stoße zunehmend an ihre Grenzen, denn "voll sind wir eigentlich immer." Selbst die Durchführung von behördlichen Abnahmen werde zur Herausforderung, wenngleich das Heim für Notfälle immer Kapazitäten habe.

Urlauben mit Verantwortung

Durch rechtzeitige Planung und verantwortungsvolles Handeln könne der Urlaub auch mit pelzigem Begleiter gelingen. Tierpensionen sollten nur nach genauer Prüfung und nicht als Standardlösung gewählt werden. Tierschutz Austria rät stattdessen, die Tiere rechtzeitig an die Transportbox zu gewöhnen, regelmäßige Pausen einzuplanen und möglichst auf Flugreisen zu verzichten. Es sei zudem ratsam, vor der Reise den nächstgelegenen Tierarzt am Urlaubsort ausfindig zu machen und die Reiseapotheke aufzufüllen. Innerhalb der EU ist außerdem eine gültige Tollwutimpfung, ein Mikrochip auf der linken Halsseite oder eine vor dem 3. Juli 2011 erfolgt und gut lesbar Tätowierung, ein blauer EU-Heimattierausweis und ein Mindestalter von 15 Wochen notwendig.

Wenn allerdings kein Weg mehr daran vorbei führt, sich von einem Vierbeiner zu trennen, sollten sich Betroffene unbedingt an die zuständigen Stelle wenden. "Wir wissen sonst nichts über die Tiere", so Scheidl. Es koste vielleicht etwas Mut, ein Tier abzugeben und sich einzugestehen, dass die Betreuung nicht mehr möglich ist, es sei jedoch keine Schande. "Wir verurteilen diese Leute auch nicht", betont der Tierheimleiter. 

Im besten Fall finden die abgegebenen Tiere zeitnah ein geeigneteres Zuhause. Das gelang im Vorjahr bei mehr als 450 Hunde und über 600 Katzen. "Es ist ein Kommen und Gehen, und so soll es ja auch sein", meint Scheidl. Es gebe so viele Menschen, die sich bewusst für ältere Tiere, Mischlinge sowie Tiere mit unterschiedlichen Gebrechen entscheiden. Das verändere nicht nur das Leben des Tieres zum Positiven, sondern auch den Alltag der Familien. "Es gibt ganz viele Happy Ends", so der Tierheimleiter.

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