Mit Ende Oktober ist der neue Tageselternbetreuungsbetrag in Kraft getreten. So bekommen Eltern im Rahmen einer Vormittagsbetreuung pro tatsächlich geleisteter Betreuungsstunde für Kinder bis zum dritten Geburtstag 3,75 Euro gefördert. Diese Unterstützung gibt es auch für Kinder ab drei Jahren, die in den Tagesrandzeiten betreut werden.
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Dass das neue Modell den Eltern nützt, ist unbestritten. Aber wie sieht es mit den rund 400 Tageseltern aus, die in NÖ tätig sind? Diese fürchten um ihre Existenz, wie Sina Spatzierer, Tagesmutter in Mistelbach, gegenüber dem KURIER schildert. Gemeinsam mit rund 50 anderen Tagesmüttern hat sie eine Online-Petition gestartet. „Wir wollen das nicht einfach so hinnehmen und hoffen, dass sich das Land NÖ mit uns an einen Tisch setzt“, sagt sie.
Finanzielle Verluste
Konkret haben die Tagesmütter fünf Forderungen formuliert. Ganz oben steht dabei der Stundensatz, der als Förderbedingung festgelegt wurde: Eltern erhalten die Unterstützung des Landes nämlich nur dann, wenn die Betreuungsstunde nicht mehr als fünf Euro kostet.
„Wir Tagesmütter arbeiten selbstständig und haben unsere Preise aus wirtschaftlichen und demografischen Gründen festgelegt“, so Spatzierer. Die neuen Richtlinien bedeute für Tageseltern daher, sich gegen die Förderung oder für einen massiven Umsatzverlust zu entscheiden. Wobei: Gefördert werden nur jene Stunden, die tatsächlich geleistet wurden. Sollten Familien also auf Urlaub oder die Kinder krank sein, zahlen die Eltern mehr, als wenn ihr Kind in Betreuung gewesen wäre. „Oder wir verzichten auf den Umsatz“, sieht Spatzierer die Tageseltern abermals zwischen den Fronten.
Gespräch gefordert
Hinzu komme ein hoher administrativer Aufwand, der mit der Förderung verknüpft ist: Diese wird nämlich nicht direkt an die Eltern ausgeschüttet, sondern muss von den Tageseltern beantragt werden, die dann einen geringeren Tagsatz verrechnen. Ob Förderrichtlinien erfüllt sind, ob etwa die Eltern tatsächlich berufstätig sind, soll von den Betreuern geprüft werden. Bei ihnen liege auch die Haftung für die Angaben.
Viele Nachteile also, wenn es nach den Tagesmüttern geht. Gespräche hätte es im Vorfeld nie gegeben. Von den Trägern – in NÖ sind das vor allem das Hilfswerk und Caritas – fühlen sie sich im Stich gelassen. „Wir haben viele positive Rückmeldungen auf unsere Petition bekommen, auch von Eltern“, so Spatzierer. Sie hofft, dass das Land NÖ den Tagesmüttern doch noch Gehör schenkt. „Und sich mit jenen an einen Tisch setzt, die tatsächlich in dem Berufsfeld arbeiten.“
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