Die Heitlers waren Juden. Sie lebten in der Stadt, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Bis im Mai 1945 gelang es ihnen, unentdeckt zu bleiben – dann wurden sie an die SS verraten und wenige Tage vor dem Kriegende durch Genickschüsse getötet.
„Solche Schicksale gehen einem nahe“, sagt die ehemalige Stadtamtsdirektorin Maria-Andrea Riedler. Sie hatte gemeinsam mit Vizebürgermeister Martin Falb die Idee zu den „Steinen der Erinnerung“. 2024 wurden die letzten Platten vor den einstigen Wohn- und Geschäftshäusern der betroffenen Familien verlegt, allesamt von privaten Sponsoren finanziert. Und nun hat Riedler auch eine Broschüre verfasst, die mehr über die Opfer erzählt.
„Diese Menschen waren ein Teil des Stockerauer Lebens, der Gemeinschaft, und wurden dieser gewaltsam entrissen. Umso wichtiger ist es, ihnen zu gedenken“, betont Riedler. Den Grundstock für das Heft „Besondere Steine“ bildete das Buch „Ein so schrecklich zerrissenes Leben...“ von Klaus Köhler, der die Umsetzung wissenschaftlich begleitete. Auch die Nazis selbst hatten Aufzeichnungen über all jene geführt, denen sie das Leben nahmen. Persönliche Dokumente oder gar Fotos ließen sich hingegen kaum finden.
Gedenken bewahren
„Es gibt nur noch ganz, ganz wenige Menschen, die aus dieser Zeit erzählen können. Daher war für uns klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für diese Projekte ist“, resümiert Falb. Für Bürgermeisterin Andrea Völkl setzt die Broschüre einen Schlusspunkt unter den „Steinen der Erinnerung“. „Für so ein Vorhaben braucht es Menschen, die das zu ihrem Herzensprojekt machen“, betont sie. Das Heft wird unter anderem im Bürgerservice aufliegen.
Wobei es bei Weitem nicht der erste Beitrag der Stadt zum Gedenken an die jüdischen Schicksale ist; der jüdische Friedhof war, gemeinsam mit Deutschkreuz, der erste in Österreich, der saniert wurde. Die Lutherkirche, eine ehemalige Synagoge, wurde 2024 in „Friedenskirche“ umbenannt. Und nicht zuletzt war Stockerau nach Wien die erste Stadt in Österreich, die dem Washingtoner Abkommen zur Regelung von Entschädigungen an NS-Opfer beigetreten ist – immerhin waren an dessen Ausarbeitung auch Persönlichkeiten der Stadt beteiligt.
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